Strombörse Wer am Stromhandel verdient

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Jetzt, da eine Abkehr von der im vergangenen Jahr beschlossenen Laufzeitverlängerung drohte, stimmte die Kalkulation der Energiekonzerne nicht mehr. Ausfälle bei Atomstrom müssen sie künftig durch kostspieligere Kohle- und Gaskraftwerke kompensieren. Die Versorger kauften ihre zu günstigen Kontrakte an der EEX zurück. Nun hoffen sie, sie später wieder teurer losschlagen zu können.

So funktioniert der Stromhandel

Börsen-Manager Maibaum lässt es kalt, ob der Strompreis wegen der Energiewende steigt oder nicht. Gebühren müssen die Händler so oder so zahlen. Solche Cash-cows wollen gepflegt werden. Zwölf Mitarbeiter sorgen im Handelsraum der EEX dafür, dass keine Order untergeht oder Geschäfte wegen eines Irrtums platzen.

Noch steigt der Börsenpreis wegen des Atomausstiegs nur moderat. Seit dem Moratorium vom 14. März verteuerte sich an der EEX Strom, der 2012 ausgeliefert wird, um zehn Prozent. Diese zehn Prozent entsprechen in etwa der Kapazität der abgeschalteten Atommeiler. Der Strompreis orientiert sich an den Kosten des jeweils teuersten Kraftwerks, das die Versorger zuschalten. Atomstrom steht auf der untersten Preisstufe. Ganz oben rangiert Strom aus Gas- und Ölkraftwerken. Fällt der günstige Atomstrom weg, müssen teure Gas- und Ölkraftwerke länger laufen. Der Durchschnittspreis für Strom steigt.

Private finanzieren den Ökostrom

„Dass Strom bisher nicht deutlich teurer geworden ist, liegt an der geringeren Nachfrage im Frühjahr und Sommer sowie am hohen Angebot an Windkraft“, sagt Wolfgang Zimmer, Marktanalyst bei E.On Energy Trading. Viel Windenergie bedeute kürzere Einsatzzeiten für teure Gaskraftwerke. Der echte Stresstest stehe noch aus – im Winter, wenn mehr Strom nachgefragt wird.

Drastische Preissteigerungen werde es zunächst aber nicht geben, sagt Tobias Federico, Chef des Analysehauses Energy Brainpool in Berlin: „Schon Mitte März haben die Stromhändler den Atomausstieg eingerechnet.“ Mittelfristig rechnet Federico dagegen schon damit – wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Derzeit zahlen private Haushalte etwa 3,5 Cent pro Kilowattstunde für die Erneuerbaren. Federico rechne in den kommenden Jahren mit bis zu fünf Cent je Kilowattstunde. Diese Abgaben beeinflussen jedoch nicht den Börsenpreis.

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