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Studie Kultursubventionen beleben die Wirtschaft

Kultur ist teuer. Aber sie kann sich als weicher Standortfaktor in hartem Wirtschaftswachstum niederschlagen, zeigt eine Studie.

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Die Dresdner Semperoper mit Quelle: dpa/dpaweb

Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war ein Glücksfall – zumindest für die Kultur. Der jahrhundertelangen Kleinstaaterei, verbunden mit dem Ehrgeiz und Geltungsdrang von Königen und Fürsten, verdankt Deutschland seine unvergleichliche Dichte an Theatern und Orchestern, Museen und Opernhäusern.

Das breit gefächerte (und hoch subventionierte) Kulturangebot belebt jedoch nicht nur Bürgerherzen, sondern auch die Wirtschaft, zeigt jetzt eine neue Studie.* 29 Opernhäuser der Barockzeit, von Stralsund bis Passau, haben sich bis heute in Deutschland erhalten. Drei Ökonomen des Jenaer Max-Planck-Institutes und des Münchner ifo Instituts analysieren darin, ob dieses (dem historischen Flickenteppich zu verdankende) Angebot in der Gegenwart als Standortfaktor taugt. Ihr methodisches Argument: Die Barockhäuser waren zwar Ausdruck monarchischen Ehrgeizes, nicht jedoch von bereits vorhandenem Reichtum. Also müsse der Wohlstand später entstanden sein.

Kultur zieht Klugheit an

Die Ökonomen verglichen deshalb alle deutschen Landkreise nach ihrem Anteil an Hochschulabsolventen. Ergebnis: Kultur zieht offenbar Klugheit an. Um die Standorte mit den Opern herum war der Anteil deutlich höher als an Orten ohne. Mit kapitalen Nebeneffekten: Die Gebildeten steigern nachhaltig das Wirtschaftswachstum in den Opernregionen, wie die Forscher zeigen. Kultursubventionen können also ein doppelt geistreiches Investment sein. Besonders in Zeiten kommunaler Finanznot eine interessante Erkenntnis; gelten Ausgaben für Muse und Muße vielen Kämmerern doch häufig zuallererst als verzichtbar. „Unser Rat an lokale Politiker ist, sich dem Wert kultureller Vorzüge im Wettbewerb um hoch Qualifizierte bewusst zu sein“, schreiben die Autoren.

Ihre Erkenntnisse können ein Vademecum für Senatoren sein, die sich gerade in Hamburg mit den explodierenden Kosten einer Elbphilharmonie plagen müssen. Oder ein Versprechen an Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (immerhin Herr über drei Opernhäuser), dass aus arm und sexy noch reich und sexy werden kann. Doch für schlichten Optimismus haben die Autoren eine Warnung parat: Höhere Steuern für noch größere Opern einzuführen sollten Lokalpolitiker lassen: Zauberflöten-Enthusiasten ziehen sonst auch schnell wieder ab.

* Oliver Falck, Michael Fritsch, Stephan Heblich: The Phantom of the Opera: -Cultural Amenities, Human Capital, and Regional Growth. IZA Discussion Paper 5065, Juli 2010.

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