Studie VW-Manager verdienen 141-Mal so viel wie Belegschaft

Die Differenz zwischen den Gehältern von Vorständen und ihren Mitarbeitern ist gewaltig. Manager verdienen in Deutschland bis zu 141-Mal mehr als die Arbeiter. Die Hans-Böckler-Stiftung fordert mehr Transparenz.

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Eine Studie belegt: Die Gehaltslücke zwischen Top-Managern und Belegschaft ist riesig. Quelle: dpa

Berlin Wer die Verantwortung für die Geschicke eines großen Unternehmens mit zig tausend Arbeitsplätzen trägt, erbringt eine beachtliche Leistung und sollte anständig bezahlt werden. Dagegen wird kaum jemand etwas einzuwenden haben, heißt es in einer neuen Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die sich mit den Gehaltsunterschieden zwischen Dax-Vorständen und ihren Mitarbeitern beschäftigt. Die Frage sei aber, wie hoch der Gehaltsaufschlag ausfallen dürfe.

Bislang sind die Gehaltsunterschiede gewaltig. An der Spitze: Volkswagen. Der Autobauer wies im Jahr 2014 eine sogenannte „Manager to Worker Pay Ratio“ von 141 auf. Diese Messgröße zeigt das Verhältnis zwischen Vorstandsvergütung und durchschnittlichem Verdienst in einem Unternehmen. Im Falle von VW verdient der Vorstand also im Schnitt das 141-fache eines normalen Beschäftigten. In der Studie werden die durchschnittlichen Gehälter in den Chefetagen der 30 großen Dax-Unternehmen mit denen der Angestellten und Arbeiter verglichen. Zentrale Aussage: Top-Manager verdienen im Mittel 57-mal so viel wie die durchschnittlichen Beschäftigten in ihrer Firma. In drei Dax-Konzernen erhält der Vorstand im Schnitt mehr als 100-mal so viel wie die Arbeiterschaft.

Die Chefetage des Konsumgüterkonzerns Beiersdorf, zu dem die Marke Nivea gehört, verdient hingegen nur 17-mal mehr als ihre Belegschaft. Die Hamburger Aktiengesellschaft reiht sich damit am Ende der Liste der Dax-Riesen ein.

Für die Berechnungen der Raten haben die Autorinnen der Studie die Vorstandsvergütungen ins Verhältnis zu den Durchschnittsvermögen im jeweiligen Konzern gesetzt. Die Berechnungen fußen auf Kennzahlen, die in den jeweiligen Geschäftsberichten ausgewiesen sind. Diese unterscheiden meist nicht zwischen in- und ausländischen Beschäftigten, was aufgrund von weltweit stark variierenden Einkommensniveaus zu Verzerrungen führt. Durch die hohen Beschäftigtenzahlen der Konzerne seien diese aber nur marginal.


Neues US-Gesetz für Managergehälter

Die Studie zeigt auch, dass der Verdienstabstand jenseits des Atlantiks weitaus größer ist. US-amerikanische Vorstände beziehen durchschnittlich das 335-Fache ihrer Arbeiter und Angestellten. Die Börsenaufsichtsbehörde SEC hat darauf mit einer Neuerung reagiert, die ab dem kommenden Jahr in Kraft tritt. Börsennotierte Unternehmen müssen dann der Öffentlichkeit aufzeigen, wie groß der Unterschied zwischen den Gehältern der Vorstandsriege und deren Arbeitnehmern ist.

Mehr Transparenz herzustellen wäre auch hierzulande „ein erster Schritt“, schreiben die Expertinnen der Böckler-Stiftung, die dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) untersteht. Damit versprechen sich die Autorinnen, die große Ungleichheit zwischen Topmanagern und den übrigen Beschäftigten abzubauen. Auch im Deutschen Corporate Governance Kodex, kurz DCGK, ist die Rate, die den mittleren Gehaltsabstand beziffert, verankert. Allerdings muss diese von deutschen Unternehmen lediglich im Aufsichtsrat besprochen, aber nicht publiziert werden.

So soll im Vergütungsbericht der Konzerne „die Angemessenheit des Verhältnisses der Vorstandsvergütung zur Vergütung des oberen Führungskreises und der Belegschaft begründet (…) werden“. So sei garantiert, dass sich der gesamte Aufsichtsrat eingehend mit der Thematik befasse und die Öffentlichkeit Aufschluss über die Struktur der Konzern-Verdienste erhalte.

Der Motivation zur Studie liegt die altbekannte Frage nach der Gerechtigkeit zu Grunde. Der 141-mal höhere Verdienst eines Managers sei nicht das Resultat von 141-mal höherer Leistung, heißt es. Die Begründung für die hohe Differenz der Gehälter, Manager seien weltweit gefragt und daher nur mit fürstlicher Entlohnung in Deutschland zu halten, lehnen die Autorinnen ab. Ein internationaler Manager-Markt existiere nicht. Sie verweisen auf Studien, die besagen, dass der ohnehin geringe Anteil an ausländischen Vorstandsvorsitzenden der deutschen Top-100-Unternehmen im Gros Schweizer oder Österreicher seien.

Ein Weiter-So dürfe es nicht geben. Wenn die Zahlen auf dem Tisch der Aufsichtsräte lägen, könnte dieser eine Lösung finden. Ein Höchstwert für den konzerninternen Gehaltsabstand sei im Interesse aller.

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