Studie zu Plastikmüll Die Plastiktüte hat in Deutschland fast ausgedient

Eine Umfrage zeigt, dass Umwelt für viele Deutsche ein elementares Thema ist. Sogar eine Steuer auf Kunststoffe wäre denkbar.

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Studie: Die Plastiktüte hat in Deutschland fast ausgedient Quelle: dpa

Berlin Der Kauf einer Plastiktüte spielt beim Einkauf so gut wie keine Rolle mehr. Nur noch 4,5 Prozent der Deutschen kaufen eine Plastiktüte im Laden. 80,4 Prozent bringen inzwischen eigene Behälter mit. Andere benutzen Kartons aus dem Laden. Das zeigt eine Befragung von tns-Infratest im Auftrag des Deutschen Verpackungsinstituts (dvi).

„Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Bewegung“, sagte dvi-Vorstandschef Thomas Reiner am Donnerstag in Berlin. Zumindest in der Befragung sieht sich eine Mehrheit der Bürger selbst in der Pflicht. 57,9 Prozent plädieren für mehr Eigenverantwortung und Engagement des Einzelnen, wenn es darum geht, Verpackungsabfälle in der Natur zu vermeiden.

Immerhin 42 Prozent können sich sogar Strafen vorstellen, wenn Abfälle einfach weggeschmissen werden. 36 Prozent sind für eine grundsätzliche Pfandpflicht auf Verpackungen. Auf die Frage, wie Deutschland auf den chinesischen Importstopp von Plastikmüll aus Deutschland reagieren solle, antwortete mehr als die Hälfte der Befragten, dass die Kapazitäten für das Recycling von Kunststoff im eigenen Land ausgebaut werden sollten, auch mit Fördermitteln.

Eine Steuer auf Kunststoff zu erheben, um damit den Ausbau des Recyclingsystems zu fördern, halten 28,3 Prozent für einen möglichen Weg. Gesellschaftlich nicht akzeptiert ist es, Plastikmüll in der Müllverbrennungsanlage zu vernichten oder ihn in andere Länder zu exportieren.

Nach Meinung des Verbandes geht es in der wachsenden Verpackungsindustrie vorrangig nicht darum, den Müll zu reduzieren. „Der Anspruch ist, die Wertstoffe zu erhalten und die Kreisläufe zu schließen“, sagte Reiner.

Verpackungen seien aber auch kein Selbstzweck, sondern ermöglichten die sichere Versorgung der Bevölkerung mit allen Waren des täglichen Bedarfs. „Wir können auf Verpackung nicht verzichten“, sagte er. Man dürfe nicht vergessen, dass der ökologische Fußabdruck einer Verpackung im Durchschnitt zehn Mal geringer sei als der des verpackten Produkts. „Verdirbt die Ware oder nimmt sie Schäden, weil wir uns die Verpackung sparen wollen, ist der ökologische, ökonomische und soziale Schaden also ungleich größer.“

Verpackungsindustrie und Entsorger müssen sich dennoch einiges einfallen lassen. Nach aktuellem Stand der Technik können derzeit nur 37,5 Prozent der Kunststoffarten aus dem Abfallkreislauf zurückgewonnen werden. Mit dem 2019 in Kraft tretenden neuen Verpackungsgesetz wird für Kunststoff- , Metall- und Verbundverpackungen eine Recyclingquote von 50 Prozent gesetzlich vorgeschrieben.

Anspruchsvolle Recyclingquoten, Wettbewerb und Produktverantwortung sollten künftig die Leitplanken sein, heißt es im Koalitionsvertrag von Union und SPD. „Wir wollen, auch im Rahmen des europäischen Kreislaufwirtschaftspakets und der weiteren Arbeiten an der europäischen Plastikstrategie, Abfallvermeidung und Recycling stärken, die Einsatzmöglichkeiten für recycelte Materialien verbessern und entsprechende Anreize sowie mögliche gesetzliche Pflichten prüfen, heißt es weiter.

Daneben solle die Produktverantwortung weiterentwickelt werden, das bedeutet, die Hersteller müssten dann Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwendbarkeit stärker berücksichtigen.

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