Studie zum Internetausbau Kurze Leitung

Siemens-Chef Joe Kaeser hat in dieser Woche noch für Investitionen in die digitale Infrastruktur geworben. Nun zeigt eine neue Studie: Je besser die Internetleitungen, desto höher das Wirtschaftswachstum.

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Last für die Leitungen. Quelle: AP

Berlin Dümpeln statt Rasen: Immer wieder belegen Erhebungen, dass die deutschen Internetnutzer vor allem im internationalen Vergleich noch zu langsam im Internet unterwegs sind. Nun zeigt eine neue Studie, wieviel potenzielles Wirtschaftswachstum Deutschland damit verschenkt.

Wissenschaftler vom Forschungsdienstleister IW Consult, des Economia Instituts für Wirtschaftsforschung und des Fraunhofer-Instituts ISI schauten sich im Auftrag des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation an, wie 32 europäische und andere Länder vom Ausbau ihrer schnellen Internetleitungen profitiert haben. Das Ergebnis: Im Durchschnitt steigert eine Erhöhung der Durchschnittsgeschwindigkeit um 1 Prozent das BIP um 0,07 Prozent. „Umgerechnet bedeutet dies, dass eine Erhöhung der derzeitigen Geschwindigkeit in Deutschland um 1 Prozent mit einer Erhöhung des BIP um knapp 2 Milliarden Euro einhergehen würde“, so die Autoren der Studie.

Tatsächlich besteht noch großer Aufholbedarf bei den Netzen. Zwar sei Deutschland voll abgedeckt mit Breitbandleitungen, bescheinigte die EU-Kommission erst kürzlich in einer Erhebung. Bei der Geschwindigkeit der Datenleitungen sei Deutschland aber nur Mittelmaß, kritisiert die Vodafone-Studie. Dieser Befund deckt sich mit den Ergebnissen der EU, die das Land im europaweiten Vergleich beim schnellen Internet unter dem europaweiten Durchschnitt sieht. Ende 2015, so die aktuelle von Vodafone in Auftrage gegebene Studie, hatten 59 Prozent der Unternehmen Breitbandanschlüsse mit mindestens 50 Mbit/s, auf dem Land waren es 29 Prozent.


Verdreifachung des Datenvolumens weltweit bis 2019

Viele junge Unternehmen hätten es darum nicht nur in ländlichen Gebieten schwer, klagte David Lehmann vom Verband „Die Jungen Unternehmer“ bei der Vorstellung der Studie.

Der Ausbau der Netze ist auch daher wichtig, weil immer mehr Daten über die Leitungen transportiert werden, etwa durch Videostreaming. Es wird erwartet, so die Autoren der Vodafone-Studie, dass sich bis 2019 das weltweite Datenvolumen mehr als verdreifachen werde. Das nächste Ziel ist es also, den Ausbau der Glasfaser zu beschleunigen. Die Autoren kritisieren, dass es dort bisher nur langsam voran geht: „Wenn der Glasfaserausbau mit der Ausbaugeschwindigkeit der letzten beiden Jahre fortgeführt wird, dauert es bis 2057, bis Deutschland flächendeckend versorgt ist“.

Wieder rechnen die Forscher vor, was Deutschland gewinnen würde bei einem besseren Ausbau: „Wenn die Anzahl der Glasfaseranschlüsse um 1 Prozent steigt, erhöht sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,02 bis 0,04 Prozent – für Deutschland hätte dies einen BIP-Zuwachs zwischen 600 Millionen und 1,2 Milliarden Euro zur Folge“.

Auch die Politik hat die Notwendigkeit erkannt und will den Ausbau von schnellen Leitungen in den kommenden Jahren mit Milliardensummen unterstützen – unter anderem mit den Einnahmen aus der Versteigerung von Funkfrequenzen. Auch die Telekommunikationsunternehmen haben laut aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur ihre Ausgaben für Infrastruktur seit 2010 von 5,9 Milliarden Euro auf 8,1 Milliarden Euro gesteigert.

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