Studie zum „World Cleanup Day“ Diese Länder sind die größten Müllsünder

Welt-Abfall-Index Quelle: imago images

Zum „World Cleanup Day“ werden sich am Samstag Tausende Freiwillig am gemeinschaftlichen Müllsammeln beteiligen. Nicht nur in Deutschland. Eine Studie zeigt nun, wo der Kampf gegen den Müll beinahe aussichtslos ist.

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Am kommenden Samstag werden wieder Tausende Menschen durch Deutschland ziehen und Müll aufsammeln. Natürlich nicht einfach so: Sie wollen dadurch auf das Müllproblem aufmerksam machen und zumindest im kleinen Maßstab etwas dagegen unternehmen. Das ist kein deutsches Phänomen, sondern das Konzept des „World Cleanup Day“.

In mehr als 150 Ländern würde immer am dritten Samstag im September der lokale Müll gemeinschaftlich entsorgt, heißt es auf der Webseite des Vereins, der hinter dem deutschen Ableger des „World Cleanup Day“ steckt.

Dieser eine Aufräum-Tag, der auf eine gemeinschaftliche Entsorgungsaktion in Estland im Jahr 2008 zurückgeht, scheint heute bedeutender denn je: Während das weltweite Abfallaufkommen 2016 bei etwa zwei Milliarden Tonnen lag, soll es im Jahr 2030 auf 2,59 und 2050 sogar auf 3,4 Milliarden Tonnen Abfall heranwachsen, schätzt die Weltbank. So viel zum globalen Trend.

Auf nationaler Ebene bestehen große Unterschiede bei der Größe des Abfallaufkommens und darin, wie es entsorgt oder recycelt wird. So viel vorweg: In manchen Staaten wird gar nicht recycelt. Sensoneo, ein international tätiger Anbieter intelligenter Abfallwirtschaft, hat eine Studie durchgeführt, die alle 36 OECD-Staaten auf die Effizienz ihres Abfallmanagements untersucht. „Herausgekommen ist eine Rangliste der größten Müllproduzenten der Welt“, heißt es bei Sensoneo: der Welt-Abfall-Index 2019. Dieser liegt der WirtschaftsWoche vorab vor, er soll erst am Samstag – pünktlich zum „World Cleanup Day“ – vorgestellt werden.

Der Index zeigt, dass es nicht genügt, Mitglied der OECD zu sein, um eine angemessene Abfallwirtschaft betreiben zu können. Und dass es Länder wie die Türkei oder Mexiko gibt, die einen Tag zum Müllsammeln deutlich nötiger haben als andere. Gut also, dass es am Wochenende wieder so weit ist.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die größten Müllsünder der OECD anhand der Abfallwirtschaft. Die Entsorgung auf der Deponie, die illegale Entsorgung und der sonstige, unentdeckte Abfall wurden von Sensoneo als (extrem) umweltbelastend bewertet. Recycling und Verbrennung hingegen als (relativ) umweltschonend. Alle Angaben sind als Menge pro Einwohner im Jahr in Kilogramm zu verstehen. Ein höherer Rang bedeutet ein besseres Abfallmanagement.

Das sind die größten Müllsünder

RangStaatRecyclingVerbrennungDeponieIllegale
Entsorgung
Sonstiger,
unentdeckter
Abfall
1Türkei002161764
2Lettland930250068
3Neuseeland0072700
4Mexiko210314890
5Chile113303321
6Italien12792129054
7Estland8918527046
8Kanada1452151100
9Slowakei2935226019
10Israel161048300
..................
31Deutschland3031981013
32Niederlande126248700
33Schweiz226340000
34Japan71278400
35Schweden146229400
36Südkorea208905700

Die gesamte Tabelle mit Daten zu allen OECD-Ländern finden Sie hier.

Die Türkei führt die Liste als größter Müllsünder der OECD an. Und das nicht ohne Grund: Laut dem Welt-Abfall-Index wird nicht ein einziges Kilogramm, des türkischen Siedlungsmülls recycelt. Laut Bundesumweltministerium gehören zum Siedlungsmüll „Abfälle aus privaten Haushalten und vergleichbaren Einrichtungen sowie hausmüllähnliche Abfälle aus Gewerbe und Industrie, zum Beispiel Abfälle aus Arzt- und Rechtsanwaltspraxen, Verwaltungsgebäuden, Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Ferner gehören zu den Siedlungsabfällen auch Sperrmüll, Marktabfälle, Straßenkehricht, Bioabfälle sowie getrennt erfasste Wertstoffe wie Glas und Papier.“ Eine ganze Menge Müll also.

In der Türkei wird der Großteil dieses Mülls auf Deponien (216 Kilogramm) oder gar illegal entsorgt. Mit 176 Kilogramm Siedlungsmüll pro Person im Jahr geschieht das.

Dieser extrem hohe Wert macht die Türkei zum größten Umweltsünder der OECD. Zum Vergleich: Die beiden anderen Mitgliedsstaaten, in denen Siedlungsmüll auf diese verbotene Weise entsorgt wird, sind laut Sensoneo Mexiko (89 Kilogramm) und Chile (33 Kilogramm).

Deutschland landet in der Auswertung übrigens auf dem 31. Rang und steht somit vergleichsweise gut da. Beim Recycling wird die Bundesrepublik (303 Kilogramm) lediglich von Island (366 Kilogramm) überboten. Nur ein Kilogramm pro Bundesbürger landet im Jahr auf der Deponie, heißt es im Index. Aber 13 Kilogramm gelten als sonstiger, unentdeckter Abfall – und somit als umweltbelastend.

Bei Spitzenreiter Südkorea ist das anders. Hier findet laut Sensoneo keine illegale Entsorgung des Siedlungsmülls statt und es gibt keinen sonstigen, unentdeckten Abfall in Südkorea. Lediglich bei der Entsorgung auf Deponien liegt das asiatische Land im Vergleich mit der Spitzengruppe „vorne“ (57 Kilogramm).

Blickt man auf die OECD und Länder wie die Türkei oder Mexiko im speziellen, so wird schnell klar, warum es den „World Cleanup Day“ braucht. Doch es geht auch noch drastischer: In Länder wie Malaysia – kein Mitglied der OECD – verschiffen deutsche Entsorger zum Beispiel Kunststoffabfälle. Vorort vergiften sie dann Menschen und Umwelt, wie Recherchen der WirtschaftsWoche zeigen. Für die hiesigen Behörden gilt der Müll allein dadurch als wiederverwertet. Das zeigten Recherchen der WirtschaftsWoche. Trotz aller wertvollen Symbolik hilft ein globaler Aufräum-Tag in solchen Fällen wohl kaum.

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