Studie zur Lebenserwartung Wer früher stirbt, war länger arm

Die soziale Spaltung wirkt sich auf die durchschnittliche Lebenserwartung aus. Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung fordert das Ende der starren Altersgrenze von 65.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die ungesündesten Regionen zum Leben
Hamburg Quelle: dpa
Duisburg Quelle: dpa Picture-Alliance
Mönchengladbach Quelle: DPA
Halle (Saale) Quelle: dpa Picture-Alliance
Chemnitz Quelle: dpa Picture-Alliance
Leipzig Quelle: dpa Picture-Alliance
Leipzig Quelle: dpa

Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in den vergangenen Jahrzehnten in fast allen Ländern stark gestiegen – und steigt weiter. Aber Unterschiede im Wohlstand und der Bildung wirken sich zunehmend auch auf das Lebensalter aus. Sowohl im globalen Vergleich als auch innerhalb der Gesellschaften führt die soziale Spaltung zu großen Unterschieden bei der Lebenserwartung. Darauf macht das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in seiner heute veröffentlichten Studie „Hohes Alter, aber nicht für alle“ aufmerksam.

Geburtstagskerzen werden knapp: Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge hatten 1990 weltweit 95.000 Menschen ihren 100. Geburtstag hinter sich. 2015 waren es bereits fast fünfmal mehr. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen dürfte sich ihre Zahl bis 2050 gegenüber heute verachtfachen. (Zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

Die weltweite Lebenserwartung steigt seit rund hundert Jahren an, in den früh entwickelten Ländern Europas und Nordamerikas schon seit rund 200 Jahren. Der Anstieg ist steil und von kurzen oft regionale begrenzten Einbrüchen durch Kriege und Katastrophen abgesehen stetig. „Von geschätzt rund 30 Jahren um 1900 ist die Menschheit heute bei einem Durchschnitt von rund 71 Jahren angelangt – ein Zugewinn an Lebenszeit von etwa dreieinhalb Jahren pro Jahrzehnt. Frauen in Japan, die weltweiten Spitzenreiterinnen, kommen heute im Mittel auf fast 87 Jahre“, heißt es in der Studie.

Das sieht das nach einem ungebrochenen aus. Selbst wo der Aufwärtstrend zwischenzeitlich stagnierte oder sogar zurückging, etwa in den 1990er Jahren durch die HIV/Aids-Epidemie in Afrika und Asien, ist ein Aufholprozess zu beobachten. In den Industrieländern beruht der stetige Anstieg der Lebenserwartung wesentlich darauf, dass sich durch moderne Medizin und Prävention die Überlebenswahrscheinlichkeit für die hohen Altersgruppen erhöht hat. Biostatistiker rechnen damit, dass die Lebenserwartung mit der Fortentwicklung der medizinischen Versorgung weiter steigt. Hochrechnungen zufolge könnten südkoreanische Mädchen des Geburtsjahrganges 2030 sogar über 90 Jahre alt werden.

Sozialstatus und Bildung entscheidend

Den grenzenlosen Optimismus vieler Forscher, die von einem weiteren ungebremsten Anstieg der Lebensdauer ausgehen, will die Autorin der Berlin-Institut-Studie, Sabine Sütterlin, aber nicht teilen: „Es gibt auch Entwicklungen, die zumindest regional beziehungsweise in bestimmten Schichten der Gesellschaft den Anstieg bremsen.“ Die Gesundheit und damit die Lebenserwartung werde wesentlich von zwei Faktoren bestimmt: Sozialstatus und Bildung. „In vielen Industrieländern ist die Gesellschaft gespalten in Gruppen, die ein sehr hohes Alter erreichen und dabei lange fit und gesund bleiben, und weniger  Privilegierte, die tendenziell eher riskante Verhaltensweisen pflegen, denen der Lebensstress zusetzt, die häufiger erkranken und früher sterben.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%