Tarifverhandlungen Arbeitskostenanstieg bremst Personalaufbau kaum

Hohe Arbeitskosten sorgen für weniger Einstellungen – stimmt das? Seit 2015 sind die Arbeitskosten in Deutschland um 2,7 Prozent gestiegen. Doch die Einstellungsbereitschaft der Industriebetriebe nimmt zu.

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Die IG Metall fordert fünf Prozent mehr Lohn in der Metall-, Elektro- und Chemieindustrie. Doch Arbeitgeber warnen vor einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Quelle: AP

Berlin Der Appell an die Gewerkschaften verhallt bisher ungehört. Mit ihrer Lohnforderung von fünf Prozent gefährde die IG Metall die Wettbewerbsfähigkeit der Metall- und Elektroindustrie, mahnen die Arbeitgeber. Auch bei der stark im internationalen Wettbewerb stehenden Chemieindustrie läuft es auf eine Forderung in dieser Größenordnung hinaus.

Argumentationshilfe erhalten die Arbeitgeber nun vom Statistischen Bundesamt. Demnach sind die Arbeitskosten in Deutschland 2015 gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent gestiegen. Für eine geleistete Arbeitsstunde zahlten die hiesigen Arbeitgeber der Privatwirtschaft demnach 32,70 Euro. In der EU rangiert Deutschland damit 26 Prozent über dem Durchschnitt auf Platz acht. Am teuersten ist der Faktor Arbeit in Dänemark (42,70 Euro), am billigsten in Bulgarien (4,10 Euro). Im Vergleich zum Nachbarland Frankreich (35,70 Euro) schneidet Deutschland aber leicht besser ab.

Die Warnungen der Industriearbeitgeber erhalten aber Nachdruck beim Blick auf das verarbeitende Gewerbe. Hier liegt Deutschland in der EU mit 38 Euro pro Stunde auf Rang vier. Mehr zahlen die Arbeitgeber nur in Belgien, Dänemark und Schweden mit zum Teil deutlich über 40 Euro.

Zum Anstieg der Arbeitskosten hierzulande hat vor allem die Anhebung der Bruttoverdienste beigetragen. Bei den Lohnnebenkosten schneidet Deutschland dagegen relativ gut ab. Auf 100 Euro Bruttoverdienst zahlten hiesige Arbeitgeber zusätzlich 28 Euro, etwa an die Sozialkassen. Im EU-Durchschnitt werden dagegen 31 Euro fällig.

Auf das deutsche Jobwunder schlagen die gestiegenen Arbeitskosten bisher aber nicht durch. Die Firmen signalisieren weiter Einstellungsbereitschaft. So ist das Ifo-Beschäftigungsbarometer, das die Münchener Konjunkturforscher exklusiv für das Handelsblatt berechnen, nach drei Rückgängen in Folge wieder von 107,4 Punkten im März auf 108,1 Zähler im April gestiegen. Bemerkenswert ist, dass auch die Einstellungsbereitschaft der Industriebetriebe zugenommen hat.

Auch das IAB als Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit rechnet mit neuen Rekorden bei der Beschäftigung. Allerdings nimmt die Dynamik des Personalaufbaus etwa ab, weshalb das IAB-Barometer leicht um 0,1 Punkte auf 102,4 Zähler sank.

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