Tauchsieder

Die Zukunft der Arbeit

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1. Evolution und Revolution?

Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Wahrscheinlich ist, dass wir auf Seiten der Produktion eine schrittweise, inkrementelle Einführung digitaler Technololgien erleben werden, die die Arbeitnehmer fordert, aber nicht überfordert.

Der Einsatz von Datenbrillen an der Fertigungsstrasse; die informationelle Vernetzung von Menschen und Maschinen zur Optimierung eines reibungslosen Produktionsprozesses; Assistenzsysteme, die Abläufe im Büro verbessern; die Rationalisierung von Serviceleistungen und Wartungsarbeiten durch intelligente Maschinen - das alles sind schrittweise Entwicklungen, die handwerkliche und kognitive Fertigkeiten nicht von heute auf morgen wertlos machen.

Auf welche Bereiche wirkt sich die Digitalisierung im Arbeitsalltag aus?

Andererseits sind einige traditionelle Geschäftsmodelle durch den modernen KAppitalismus und bestimmte digitale Technologien grundsätzlich in Frage gestellt. Beispiel Medien: Früher benötigten Nachrichten einen Vertriebskanal. Heute benötigen Vertriebskanäle Nachrichten. Das heißt, allgemein gesprochen: Eine Plattform schiebt sich als Intermediär zwischen den Produzenten einer Dienstleistung und ihren Konsumenten - und schöpft im Namen des Kosumenten Werte des Dienstleisters ab.

Beispiel Car-Sharing: Die Benutzer von Leihautos in Großstädten sind in Wahrheit Käufer eines Mobilitätskonzeptes: Sie kaufen über ihr Smartphone eine Gelegenheit ein, von A nach B zu kommen - und borgen sich dazu den nötigen Antrieb und das nötige Blech aus. Die mögliche Folge: Die Autoindustrie wird zum Zulieferer einer Smartphone-Mobilität (und wird in der Wertschöpfungskette nach hinten durchgereicht).

Qualifizierung oder Dequalifizierung von Arbeit?

Wahrscheinlich ist, dass es für viele einfache, repetititve Tätigkeiten keine Zukunft mehr gibt. Generell gilt: Was automatisiert werden kann, wird automatisoiert. Für den Rest der Tätigkeiten gilt, dass es künftig drei mal zwei Arten von Arbeitnehmern geben wird.

Die erste Unterscheidung betrifft Arbeitnehmer, die Maschinen steuern und Arbeitnehmer, die von Maschinen gesteuert werden. Jene programmieren Assistenzsysteme, diese sind der menschliche Teil von ihnen. Dabei kann die erforderliche Qualifikation einer Tätigkeit und ihr Alltagswert dramatisch auseinanderfallen.

So haben sich Unternehmen auf die Digitalisierung vorbereitet

Beispiel Pilot: Sein Qualifikation ist außerordentlich, aber sein Wert schon heute (Stichwort: Autopilot) begrenzt. Gewiss, es gehört bereits seit Langem zu den Ironien der Automatisierung, dass das Systemverständnis abnimmt und die Sicherung von Erfahrungswissen gefährdet ist. Aber die Digitalisierung wird den Trend nicht nur verstärken, sondern auch zuspitzen.

Die zweite Unterscheideung betrifft Belegschafts-Arbeitnehmer, die fest angestellt sind - und Arbeitskraftunternehmer auf dem freien Markt, die als Crowdworker projektweise gebucht werden. Die materielle Basis jener ist nicht prekär; die materielle Basis dieser kann es sein.

Das hängt ganz davon ab - dritte Unterscheidung - ob der Crowdworker gut qualifiziert ist und knappe Kompetenzen anbieten kann oder nicht. Anders gesagt: Der „Arbeitsmarkt“ wird sich vermarktlichen: Der Gutqualifizierte wird für seine nachgefragten Dienste (Stichwort: Demografie) sehr gutes Geld verdienen können und seine Freiheit als Unabhängigkeit genießen, der Geringqualifizierte wird seine „Freiheit“ als Zwang empfinden.

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