Terrorprozess Lebenslänglich für Bonner Bombenleger

In einem der längsten Terrorprozesse der vergangenen Jahre ist das Urteil gesprochen worden. Vor vier Jahren war Nordrhein-Westfalen zwei islamistischen Terroranschlägen knapp entgangen. Dafür gab es nun die Quittung.

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Polizisten sichern in Düsseldorf das Gebäude des Oberlandesgerichtes. Im Prozess um mutmaßliche islamistische Terrorpläne im Rheinland ist der Hauptverdächtige zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Quelle: dpa

Düsseldorf Im Terrorprozess um eine Bombe am Bonner Hauptbahnhof ist der Hauptangeklagte zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Zusätzlich stellte das Düsseldorfer Oberlandesgericht am Montag die besondere Schwere der Schuld des 29 Jahre alten Marco G. fest. Eine Entlassung aus der Haft nach 15 Jahren ist dadurch ausgeschlossen. Drei weitere islamistische Terroristen wurden wegen Beteiligung an einem Mordkomplott gegen einen rechtsradikalen Politiker zu Haftstrafen zwischen neuneinhalb und zwölf Jahren verurteilt.

Nach mehr als zweieinhalb Jahren Verhandlungsdauer verurteilte der Staatsschutzsenat Marco G. im Fall des gescheiterten Bombenattentats wegen versuchten Mordes. Alle vier Angeklagten wurden wegen Verabredung zum Mord und Bildung einer terroristischen Vereinigung verurteilt. Die Verteidiger hatten für alle vier Angeklagten Freisprüche beantragt.

Am 10. Dezember 2012 war ein Sprengsatz an Gleis 1 des Bonner Hauptbahnhofs entdeckt worden. Polizisten machten die Bombe mit einem Wassergewehr unschädlich. Weil kein Zünder an der mit Sprengstoff gefüllten Rohrbombe entdeckt wurde, handelte es sich aus Sicht der Verteidiger lediglich um eine Bombenattrappe.

Vier Monate später, im März 2013 soll ein nächtliches Mordkommando auf dem Weg zu einem rechtsradikalen Politiker in Leverkusen gewesen sein, als der mit Abhörmikrofonen bestückte Wagen von der Polizei gestoppt wurde. Bei den Ermittlungen zu dem Mordkomplott war Marco G., ein aus Oldenburg stammender Konvertit, auch in Verdacht geraten, die Bonner Bombe als Einzeltäter gelegt zu haben. An dem Sprengsatz war DNA seines Sohnes und seiner Frau gefunden worden.

Das Mordkomplott hatte der Anti-Islam-Partei Pro NRW gegolten. Die rechtsradikale Splitterpartei hatte zuvor mit Mohammed-Karikaturen und Demonstrationen vor Moscheen die Salafisten gezielt provoziert. Marco G., 29, Enea B., 46, Koray D., 28, und Tayfun S., 27, sollen schließlich geplant haben, den Chef der rechtsextremen Partei in seinem Privathaus zu erschießen.

Das Gericht hat in dem Prozess an 155 Tagen verhandelt, 27 Sachverständige und 157 Zeugen wurden gehört. Nachdem beim Hauptangeklagten Marco G. Rasierklingen und eine Stichwaffe in der Zelle gefunden worden war, waren die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal erheblich verschärft worden.

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