Tragödie in Sachsen-Anhalt Feuertod eines Asylbewerbers nachgestellt

Legte ein afrikanischer Asylbewerber das Feuer im Gefängnis, an dem er starb? Oder war es Mord? Die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau stellt das Geschehen nach, um endlich Gewissheit zu erhalten.

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In Dippoldiswalde ist ein Brand nachgestellt worden, bei dem ein Asylbewerber 2005 ums Leben kam. Die „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ – das Foto zeigt das Mitglied Mouctar Bah – geht von Mord aus. Quelle: dpa

Dippoldiswalde Der Feuertod des Asylbewerbers Oury Jalloh ist erneut unter Laborbedingungen nachgestellt worden. Den Versuch am Institut für Brand- und Löschforschung im sächsischen Dippoldiswalde hatte die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau in Auftrag gegeben. „Die Ergebnisse werden nun ausgewertet“, sagte Behördensprecher Olaf Braun am Donnerstag. „Wir starten bei null und lassen bewusst bisherige Resultate beiseite. Rekonstruiert werden soll vor allem der zeitliche Ablauf“, betonte der Sachverständige Kurt Zollinger.

Mit dem Versuch will man klären, ob der Mann am 7. Januar 2005 ein Feuer in seiner Gewahrsamszelle im Dessauer Polizeirevier selbst gelegt haben kann. In zwei langen Gerichtsprozessen blieb bislang ungeklärt, wie es zu dem Brand am 7. Januar 2005 in der Zelle kam.

Während Behörden und Gerichte keine Hinweise auf ein Tötungsdelikt fanden, geht die „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ von Mord aus. Juristisch zur Verantwortung gezogen wurde bisher ein Dessauer Polizist, der 2012 wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Er hatte zugegeben, mindestens zweimal einen Alarm ausgeschaltet zu haben.

Der Mann aus Sierra Leone war in Gewahrsam genommen worden, weil ihm vorgeworfen wurde, mehrere Frauen belästigt zu haben. Außerdem sollte seine Identität geklärt werden. Da er sich heftig gewehrt hatte, wurde er an Händen und Füßen gefesselt.

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