Der tigert anschließend auf dem Podium im Kreis herum und beantwortet in der von einem weißen Zeltdach überspannten Arena die Fragen der Bürger. Die Pfiffe der Hartz-Gegner und der Befürworter eines sofortigen Atomausstiegs kommentiert er mit den Worten: „Pfeifen passen manchmal zu Pfeifen.“ Auf den Zwischenruf, ob er Russlands Präsidenten Wladimir Putin wie einst Schröder auch einen lupenreinen Demokraten nennen würde, meint Steinbrück süffisant: „Diplomatisch wie ich bin, nenn' ich ihn nicht so“.
Er ist ein etwas anderer Typus als Schröder - weniger volkstümlich. Unvergessen Schröders Aufholjagd 2005, als er einen Umfragerückstand von 23 Prozent auf die Union bis zum Wahlabend fast egalisierte. Sich dann aber in der Fernsehrunde am Abend vergaloppierte und seitdem mit lukrativen Jobs wie dem des Aufsichtsratschefs des deutsch-russischen Ostseepipeline-Konsortiums sein Geld verdient.
Aber Steinbrück kommt in Detmold mit seinen Reformvorstellungen an, mit Blick auf die Kosten der Euro-Krise erinnert er daran, dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg Hilfe von Ländern erhalten habe, die es vorher noch besetzt habe. Er wolle ein Land, „das stark ist, weil es sozial gerecht zugeht“. Er zitiert zur Skizzierung der schwarz-gelben Koalition Ex-SPD-Chef Franz Müntefering: „Vier Jahre Kreisverkehr.“ Er wolle den Stillstand beenden und klaren Kurs fahren. „Ich will Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland werden“, betont er und fordert mehr Gemeinsinn: Das Wir entscheide.
Schröder hat sich zu Steinbrücks Ermunterung etwas Besonderes ausgedacht: Er hat das Gedicht „Doktrin“ von Heinrich Heine für ihn mitgebracht. „Schlage die Trommel und fürchte dich nicht. (...) Marschiere trommelnd immer voran, das ist die ganze Wissenschaft“, heißt es darin.
Schröder schließt mit den Worten: „Peer, ich finde du bist ein guter Tambour, also schlage die Trommel.“ Ein bisschen lauteres Trommeln wünschen sich manche in der SPD von Steinbrück.