Umfrage Abgasarme Autos? Deutsche verlieren Vertrauen in die Autoindustrie

Eine Umfrage zeigt, wie kontrovers das Thema Fahrverbote gesehen wird – und wie schlecht die Autoindustrie wegkommt.

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Befürworter und Gegner sind laut einer neuen Umfrage gleichauf. Quelle: dpa

Berlin Schummelsoftware, Grenzwertverstöße, Affenexperimente – die Deutschen verlieren das Vertrauen in die Autobranche. Den Herstellern nimmt die Mehrheit nicht ab, dass sie es ernst meinen mit ihrer Arbeit an umweltfreundlicheren Fahrzeugen.

70 Prozent der Teilnehmer an einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov erklärten, sie seien nicht der Meinung, dass die Branche bisher genug unternommen habe, um möglichst abgasarme Fahrzeuge anzubieten. Nur 15 Prozent hielten die Maßnahmen bislang für ausreichend.

Von der deutlichen Mehrheit der Kritiker wiederum äußerten 87 Prozent ein eher geringes oder sehr geringes Vertrauen in die Autohersteller, wenn es darum geht, in den nächsten drei Jahren mit mehr abgasarmen Modellen nachzubessern. Ein eher großes Vertrauen gaben 9 Prozent an, ein sehr großes Vertrauen nur ein Prozent der Umfrageteilnehmer.

Sehr große oder eher große Sorgen um die eigene Gesundheit wegen zu schlechter Luft durch Autoabgase machen sich 29 Prozent der Menschen. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) gaben demgegenüber an, eher geringe oder nur sehr geringe Befürchtungen zu haben, dass sie persönlich unter den Emissionen des Autoverkehrs leiden könnten.

Und ist ein Elektroauto eine Alternative für die Innenstadt - auch um die eigene Schadstoffbilanz zu verbessern? Die meisten Befragten (60 Prozent) sagten, sie hätten sich bisher noch nicht über den möglichen Kauf eines E-Fahrzeugs informiert. 34 Prozent bejahten diese Frage – wobei ein Fünftel (20 Prozent) das Internet nutzte, aber nur wenige (6 Prozent) sich ein entsprechendes Modell beim Händler ansahen.

Um wirklich Interesse an einem Elektroauto zu haben, müssten aus Sicht vieler Menschen noch mehr Anreize für den Umstieg geschaffen werden.

Über ein Drittel (34 Prozent) wünscht sich mehr öffentliche Ladesäulen, etwas weniger (31 Prozent) mehr Lademöglichkeiten in Wohngebieten. Steuervorteile wären für 30 Prozent der Befragten interessant, 27 Prozent sähen höhere Kaufprämien positiv.

Unentschieden sind die Deutschen in der Frage, ob Fahrverbote für Dieselautos in Städten verhängt werden sollten. Vor der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts an diesem Donnerstag äußerten 43 Prozent der Bürger in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, sie fänden solche Verbote eher gut oder sogar sehr gut. Genauso viele meinten bei der Befragung im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur jedoch, Diesel-Fahrverbote wären in bestimmten Kommunen eher schlecht oder sehr schlecht.

Damit sind Befürworter und Gegner gleichauf – wobei der höchste Einzelanteil auf diejenigen entfällt, die Fahrverbote für Dieselwagen für „eher gut“ halten (24 Prozent). Eine Mehrzahl der Befragten glaubt aber, dass die Autoindustrie nicht genug für die Umwelt tut.

Die obersten deutschen Verwaltungsrichter in Leipzig prüfen frühere Urteile aus Stuttgart und Düsseldorf. Das Stuttgarter Gericht hatte Fahrverbote die „effektivste“ Maßnahme genannt, um den städtischen Gesundheitsschutz zu verbessern. Das Düsseldorfer Gericht urteilte, Fahrverbote für Dieselfahrzeuge müssten „ernstlich geprüft“ werden.

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