Die WirtschaftsWoche hat die Betriebsratsvorsitzenden der Unternehmen im Dax unter anderem zu ihrem Gehalt befragt. Nur drei Arbeitnehmervertreter legten ihre Vergütung daraufhin offen: Stephanie Lang von Fresenius und Fresenius Medical Care, Peter Sack von der Deutschen Börse sowie Michael Brecht von Daimler. BASF teilte die Durchschnittsvergütung ihrer Betriebsräte mit.
Unternehmen dürfen Betriebsräte nicht nach eigenem Ermessen entlohnen. Das Gesetz gibt vor, dass freigestellte Betriebsräte so viel verdienen sollen, wie vergleichbar qualifizierte Mitarbeiter im Unternehmen. Bei der Gehaltsentwicklung müssen auch Beförderungen berücksichtigt werden, von denen ein Betriebsrat im Job mutmaßlich profitiert hätte. Betriebsräte dürfen nicht benachteiligt, aber auch noch nicht bevorzugt werden.
Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig, ob bei VW gegen dieses Gesetz verstoßen wurde. Der Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh bekam in Spitzenzeiten 700.000 Euro im Jahr. Womöglich war das Gehalt zu hoch. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt zudem gegen Vorstände der VW-Tochter Porsche, ebenfalls wegen des Verdachts, dass das Unternehmen den langjährigen Vorsitzenden des Konzernbetriebsrats, Uwe Hück, zu gut vergütet hat. Der gelernte Lackierer soll in einigen Jahren um die 400.000 Euro im Jahr verdient haben.
Die WirtschaftsWoche stellte den Arbeitnehmervertretern insgesamt sechs Fragen, unter anderem auch dazu, ob die Vergütungsregeln reformiert werden sollten. Das Büro des Lufthansa-Betriebsrats wollte den Fragebogen der WirtschaftsWoche gar nicht erst erhalten. Der Betriebsrat von HeidelbergCement erklärte, „kein Interesse“ an einer Teilnahme zu haben. Einige Vertreter reagierten auch auf mehrmalige Anfrage gar nicht. Mehrere entschuldigten sich mit Krankheit. Vertreter anderer Unternehmen wie Allianz und Henkel beantworteten die Fragen teilweise.
Fresenius-Vertreterin Stephanie Lang zeigt kein Verständnis für die Geheimniskrämerei ihrer Kollegen. Wer nichts zu verbergen habe, könne sein Gehalt offenlegen, sagt sie. Lang kommt nach eigenen Angaben auf knapp 100.000 Euro im Jahr. Darin enthalten ist jener Teil ihrer Aufsichtsratsvergütung, den sie nicht an die Gewerkschaft abführen muss.
Michael Brecht, Betriebsratsvorsitzender bei Daimler setzt selbst auf Transparenz, äußerst jedoch auch Verständnis für seine Kollegen. Er sagt: „2018 erhielt ich deutlich weniger als 200.000 Euro im Jahr und ich bekomme gerade einmal circa 500 Euro mehr im Monat als beispielsweise mein Abteilungsleiter in der Stabstelle des Gesamtbetriebsrates.“
Es ärgere ihn, „dass wir uns als Betriebsräte immer rechtfertigen müssen. Viele Betriebsräte fühlen sich damit unwohl. Dabei schaffen wir Betriebsräte wie die Brunnenputzer.“

Deutsche-Börse-Betriebsrat Peter Sack verdient nach eigenen Angaben 125.000 Euro im Jahr, genauso viel wie vor seiner Ernennung. Exzesse bei der Vergütung von Betriebsräten ärgern ihn. „Hierdurch wird das Ansehen aller Betriebsräte beschädigt.“
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