Umfrage zur AfD in Ost-Ländern AfD-Wähler halten eigene Partei für inkompetent

Die AfD hat gute Chancen, bei der Bundestagswahl aus dem Stand drittstärkste Kraft zu werden. Vor allem im Osten erlebt die Partei ungeahnte Höhenflüge. Obwohl ihr kaum politische Lösungskompetenz zugetraut wird.

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AfD-Bundeschefin Frauke Petry: Ihrem Landesverband in Sachsen trauen gerade mal 7 Prozent der Wähler zu, die Probleme des Freistaats zu lösen. Quelle: Reuters

Berlin Die AfD gewinnt in ostdeutschen Bundesländern deutlich an Zuspruch. Dabei trauen ihr die eigenen Wähler überwiegend nicht zu, anstehende Probleme zu lösen. Das geht aus eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) hervor.

Lediglich in Sachsen-Anhalt, wo die Partei zur Landtagswahl auf 24,3 Prozent kam, verliert die AfD in der Umfrage gut zwei Prozentpunkte. Sie läge dann aber immer noch bei 22 Prozent der Stimmen und wäre weiterhin zweitstärkste Kraft hinter der CDU (33 Prozent) und vor der Linken (18 Prozent), der SPD (15 Prozent) und den Grünen (5 Prozent).

In Sachsen würde jeder Vierte (25 Prozent) die AfD wählen. Im Vergleich zur letzten Landtagswahl stiege die Zustimmung damit um mehr als das Doppelte (plus 15 Prozentpunkte). Damit wäre die Partei der Landes- und Bundeschefin Frauke Petry in dem Bundesland zweitstärkste Kraft, und eine Koalition aus CDU (34 Prozent) und SPD (12 Prozent) wäre nicht mehr möglich. Die Grünen stünden in Sachsen bei 7 Prozent.

In Thüringen käme die AfD auf 20 Prozent (plus 2 Prozentpunkte). Sie bliebe damit drittstärkste Kraft hinter der CDU (32 Prozent) und der Linken (23 Prozent) und vor der SPD (12 Prozent) und den Grünen (6 Prozent).

Bemerkenswert ist insbesondere bei der AfD die hohe Diskrepanz zwischen Wählervotum und Vertrauen in allen drei Bundesländern. Offenbar trauen ihr die eigenen Wähler überwiegend nicht zu, die Probleme des Landes zu lösen. Nur 3 Prozent tun das in Sachsen-Anhalt, in Thüringen sind es 5 Prozent und in Sachsen 7 Prozent.

Bei der Problemlösungskompetenz schwächeln aber auch die anderen Parteien. In Sachsen-Anhalt fällt dieser Vertrauensverlust am deutlichsten aus: Dort hat sich die Zahl derer, die keiner Partei zutrauen, die Probleme des Landes zu lösen, im Vergleich zu früheren Umfragen fast verdoppelt. Und zwar um 22 Prozent auf 45 Prozent. In Thüringen und in Sachsen traut fast jeder Dritte keiner Partei zu, die Probleme des Landes zu lösen.


Studie: AfD-Anhänger gehen bei Rechtsruck ihrer Partei mit

Trotz der des rasanten AfD-Aufstiegs reagiert Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) gelassen auf die schlechten Umfragewerte für Schwarz-Rot im Freistaat. Im MDR sprach der CDU-Politiker vor derzeit schwierigen Zeiten, auch wegen der Flüchtlingskrise. Zudem habe seine Regierung wichtige Entscheidungen getroffen, die jedoch noch nicht die erwünschte Wirkung zeigten. Den Zuspruch für die AfD führt Tillich darauf zurück, dass sich dort alle Unzufriedenen versammelten, die Partei aber keine Verantwortung tragen müsse.

Vizeregierungschef Martin Dulig sprach indes von einem „Weckruf“. Die AfD werde „aus Unzufriedenheit, aus Wut, aus Enttäuschung, aus Ohnmacht“ gewählt, sagte er. Die Menschen trauten der Partei aber nicht zu, die Probleme zu lösen. Der Landeschef der Grünen Jürgen Kasek sieht die Verantwortung für das Erstarken der AfD vor allem bei der CDU. Die Partei habe sich in den vergangenen Monaten weit nach rechts orientiert.

Die Einschätzung deckt sich mit einer Umfrage im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Anhänger der AfD sind demnach seit 2014 genauso nach rechts gerückt wie die Partei selbst.

Aus der am Montag veröffentlichten Studie geht hervor, dass inzwischen fast 74 Prozent der AfD-Sympathisanten eine abwertende Haltung zu Asylsuchenden für richtig halten. Vor zwei Jahren waren noch knapp 57 Prozent dieser Meinung. Fremdenfeindlichkeit unterstützen der Umfrage zufolge mittlerweile 46,5 Prozent der AfD-Anhänger (2014: 33,2 Prozent). Zu Muslimfeindlichkeit bekennen sich 43,5 Prozent (2014: 30,2 Prozent).

„Die Daten bestätigen: Jene, die die Ideen der AfD gut finden, sind im Vergleich zu 2014 deutlich nach rechts gerückt“, heißt es in der Studie „Gespaltene Mitte, feindselige Zustände“ der Stiftung. Und diese Rechtsdrift schreckt auch die Wähler der Partei nicht ab. Die AfD kann bundesweit sogar noch zu legen und könnte bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr aus dem Stand drittstärkste Kraft werden.

In dem am Dienstag von der „Bild“-Zeitung veröffentlichten Insa-Meinungstrend liegt die AfD nunmehr bei 15 Prozent (plus 0,5 Prozent). Die Union legte in der Wählergunst ebenfalls zu und verbesserte sich um 1,5 Prozentpunkte auf 31,5 Prozent der Stimmen.

Die SPD verlor demnach 0,5 Punkte auf 22 Prozent, die Linke einen Punkt auf 10,5 Prozent, die FDP einen Punkt auf 5,5 Prozent. Die Grünen blieben unverändert bei 10,5 Prozent. Insa befragte 2030 Wahlberechtigte.

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