
Ludwig Züfle hätte nie geglaubt, dass er auf seine alten Tage noch zum politischen Aktivisten wird. Doch nun stapeln sich im Büro des 62-Jährigen die Kartons mit Protestaufklebern, im Vorzimmer liegt eine Unterschriftenliste aus, und wenn man ihn auf seine Landesregierung anspricht, ist der Unternehmer innerhalb von Sekunden auf 180.
Züfle führt mit Sohn Axel einen 25-Mitarbeiter-Betrieb in der Schwarzwaldgemeinde Baiersbronn; das Unternehmen baut Blockhäuser und liefert zugeschnittene und getrocknete Hölzer an den Handel. Sein Zorn richtet sich gegen Pläne der grün-roten Landesregierung, Teile des Nordschwarzwalds zum staatlichen Nationalpark zu erklären – und damit der wirtschaftlichen Nutzung zu entziehen. Züfles Problem: Rund ein Drittel der 30.000 Festmeter Holz, die der Betrieb jährlich bearbeitet, stammen aus dem nahen Areal, das unberührter Urwald werden soll.

Positive Impulse für den Tourismus
Die Landesregierung hat drei sogenannte Suchräume festgelegt. Irgendwo zwischen Kaltenbronn, Baiersbronn und dem Hohen Ochsenkopf soll auf mindestens 10.000 Hektar die Natur nach und nach sich selbst überlassen bleiben und das Wegerecht für Menschen eingeschränkt werden. Die Landesregierung sieht in dem Projekt „eine Bereicherung für die biologische Vielfalt und die Natur im Lande“ und erhofft sich positive Impulse für den Tourismus. Züfle hingegen hält die Pläne „für gefährlich“, auch wenn es für die Holzwirtschaft großzügige Übergangsfristen geben soll. „Es ist ökonomischer Unfug, den Rohstoff Holz künstlich zu verknappen“, schimpft der Unternehmer. Für Touristen, die es beim Wandern wild und schaurig mögen, gebe es schon heute in der Region sogenannte Bannwälder, „da braucht es keinen Nationalpark“.
Mit seinem Widerstand steht Züfle nicht allein. Wer in diesen Tagen durch die Dörfer der Region fährt, entdeckt immer wieder grelle Protestplakate in Vorgärten und an Häuserwänden: „Ja zum Wald – NEIN zum Nationalpark Nordschwarzwald“. Ein Spediteur hat gar einen kompletten Truck mit Anti-Nationalpark-Signets überzogen.