Umstrittenes Kükentöten Bio oder Bruderhahn? Das Dilemma beim Eierkauf

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Bio-Eierkauf ohne Kükentöten ist regional schwierig

Für viele Kunden heißt es daher am Regal: Sie können sich zwischen Eiern entscheiden, bei denen die Haltungsbedingungen der erwachsenen Tiere strenger gehandhabt werden, aber die Küken geschlachtet werden – oder eben andersherum. Ein ethisches Dilemma, dass der Markt derzeit nicht Ware auflösen kann, die beides ist. Rewe möchte den Anteil allerdings im weiteren Verlauf erhöhen, so dass beide Anforderungen erfüllt sind: Bio und gemästeter Gockel. Das entspräche dem Kundenwunsch. Die Zahl der nach mindestens EU-Bio-Norm produzierten Eier stieg von 468 Millionen Stück in 2008 auf mehr als 1,2 Milliarden im Jahr 2015.

Es wird noch eine Weile dauern, bis ein weiteres Verfahren so einzusetzen ist, dass die Geschlechtsbestimmung schon im Brut-Ei erfolgt. Dabei wird dem Ei Flüssigkeit entnommen, die Auskunft über das Geschlecht des künftigen Huhns geben kann. Seit langem wird hier geforscht, die Bundesregierung unterstützt mit Millionen, weil auch sie das Kükentöten beenden möchte. Doch die Methoden sind nach wie vor nicht serienreif und daher nicht flächendeckend nutzbar. In Supermärkten der Ketten Rewe und Penny gibt es seit Ende 2018 Eier von Legehennen, die mit einem Alternativ-Verfahren gezüchtet wurden.

Tierschützer sehen die Geschlechtsbestimmung im Ei auch nur als Übergangslösung an. Das eigentliche Problem sei die extrem spezialisierte Zucht von Legehennen. Das Zweinutzungshuhn sehen sie als den besten Weg.

Anhand der Webseite von Lohmann Tierzucht aus Cuxhaven lässt sich ahnen, wie wichtig es der Industrie damit ist, den Status Quo rasch zu verbessern. Jede Rasse hat dort einen Steckbrief. Auch das Zweinutzungshuhn Dual wird in einem PDF auf zwei Seiten vorgestellt. Dabei erinnert man sich gern alter Zeiten: „Ein Huhn, das Eier legt und später perfekt für einen Sonntagsbraten geeignet ist, war nichts außergewöhnliches in Omas guten alten Zeiten, aber andererseits war die hohe Leistung der heutigen Hybrid-Hühner damals undenkbar“, heißt es.

Doch dann kommt auch schon der Haken: Mit bis zu 50 Prozent höheren Kosten müsse der Züchter beim Futter rechnen. Die Eier sind kleiner, Grafiken zeigen zudem die schneller nachlassende Legeleistung der weiblichen Hühner. Deren männliche Pendants sind in der Fleischproduktion denen unterlegen, die auf Fleischansatz gezüchtet werden. Die Leistungsbeschreibung des Huhns Dual findet sich in der Kategorie Alternative Haltung an letzter Stelle.

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