Umweltschutz Darf jeder noch das Auto fahren, das ihm gefällt?

Verteidiger des Bundesverkehrsministers: „Es ist nicht Volker Wissing, der die Klimaziele im Verkehr nicht erreicht, sondern die Bürgerinnen und Bürger“, sagte Christian Lindner in der Talkshow von Maybritt Illner. Quelle: dpa

Der Verkehrssektor verfehlt ständig die Klimaziele, doch wer trägt die Schuld daran – Autofahrer oder Politik? Ein Kommentar.

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Dass Christian Lindner ein Fan schneller Autos ist, fällt ihm im Ringen mit den Grünen immer wieder auf die Füße. Frei nach dem Motto: Wer Porsche fährt, steht unter Generalverdacht. Kein Tempolimit, wenig Klimaschutz, viel Bleifuß. Kein Wunder, dass der Verkehrssektor regelmäßig die Klimaziele verfehlt. Schuld sind natürlich die FDP, ihr rasender Vorsitzer und sein liberaler Verkehrsminister.

Stimmt nicht, sagte Christian Lindner gerade nochmal in der Talkshow von Maybritt Illner, Volker Wissing ist unschuldig. Schließlich sind es die Bürgerinnen und Bürger, die Jahr für Jahr die Klimaziele im Verkehrssektor reißen. In der Tat steigen nicht nur die Zulassungszahlen immer weiter an, sondern auch das Volumen der Autos und ihrer Motoren. Der SUV ist der neue Golf – wer begnügt sich heute noch mit einem Kleinwagen, wenn der nicht gerade das Zweit- oder gar Drittfahrzeug ist?

Ist die Politik also machtlos? Schließlich kann man den Leuten ja nicht die Automarke oder Motorengröße vorschreiben – beziehungsweise die Leistungsstärke beim E-Auto (das übrigens alles andere als klimaneutral ist).

Was folgt daraus? Darf jeder das Auto fahren, das ihm gefällt und das er sich leisten kann? Die Grünen sind da tendenziell verbotsbereit – die FDP hingegen will Freiheit. Wer allerdings so wie die Liberalen auf einer Kombination von Klimaschutz und Marktwirtschaft pocht, macht es sich mit dem Ansatz „Schulterzucken“ etwas zu leicht. Denn eigentlich müsste mehr Umweltverbrauch über den Preis gesteuert – oder sagen wir es offen – bestraft werden. Wenn der Verkehr also regelmäßig zu viel Emissionen ausstößt, müssten im Sinne marktwirtschaftlich-ökologischer Lenkungslogik die Preise immer weiter nachjustiert werden. Das allerdings ist ein heißes Eisen, denn die Kosten für Sprit und Strom sind (auch dank extrem hoher Steuern) ohnehin auf ein Rekordniveau gestiegen. Trotzdem weiter erhöhen? Das will die FDP natürlich auch nicht.

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Man möchte also nicht in der Haut von Volker Wissing stecken. Immerhin ist die Betrachtung der Einzelsektoren jetzt aufgegeben worden, der Verkehrsminister kann seinen Sündenbocksektor künftig besser im Wust der Umweltdaten verstecken. Aber die Affinität der Deutschen zu dicken Autos wird das so wenig schmälern wie Lindners Liebe zum 911er. Was also ist wichtiger? Freude am Fahren oder ökologische Vernunft? Oh Mann – kein Wunder, dass die Koalition 30 Stunden beraten musste.

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