Vor dem ungebremsten Verbrauch natürlicher Ressourcen warnte der Club of Rome schon vor über 40 Jahren. Das Argument der Ökonomen ist dagegen: Wenn es wirklich knapp wird mit den Ressourcen, warnen uns die steigenden Preise rechtzeitig. Und dann wird uns schon etwas einfallen, sie zu ersetzen. „Die Steinzeit ist nicht aus Mangel an Steinen zu Ende gegangen“, sagte mal ein saudischer Öl-Minister.
Ökonomen und Politiker beruhigen uns heute immer noch mit demselben Argument wie in den 1970er Jahren: dass die Techniker und Chemiker schließlich alles ersetzen könnten. Wenn Sie die Frage nach den Lebensgrundlagen außer Acht lassen, ist das zutreffend. Ich bin Chemiker, geben Sie mir Zeit, Geld und Energie und ich kann Ihnen aus jedem Dreck was Essbares machen. Aber man kann die Frage nach den Lebensgrundlagen eben nicht außer Acht lassen.
Auf einer Erde mit bald acht Milliarden Menschen machen wir mit unserer fantastischen Technik und Wirtschaftsweise unsere ökologischen Lebensgrundlagen schwächer und schwächer, zerstören das, von dem wir selbst mit Haut und Haaren abhängen.
Aus diesen Gründen schwitzt die Erde
Die Anzahl der Menschen auf der Erde wächst jedes Jahr um etwa 70 bis 80 Millionen Personen. Das entspricht fast der Bevölkerungsgröße Deutschlands. Bis 2050 soll laut Schätzungen der Vereinten Nationen die Weltbevölkerung auf knapp 10 Milliarden Menschen angewachsen sein. Dass die Kinder nicht hierzulande oder bei unseren europäischen Nachbarn geboren werden, ist hinreichend bekannt. Vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern in Afrika und Asien wächst die Bevölkerungszahl. Dadurch wächst auch der Bedarf an Rohstoffen, Energie, Wasser und Nahrung.
Trotz Kyoto-Protokoll aus dem Jahr 1992 hat sich der CO2-Ausstoß kaum verringert. Lediglich als 2009 aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise viele Industriestätten weniger produzierten, sank der Wert der Kohlendioxidemission auf 784 Millionen Tonnen. Schon ein Jahr später lag der Wert wieder bei 819 Millionen Tonnen. Dabei entsteht ein Großteil der Emissionen in nur wenigen Ländern wie China, den USA und der EU.
Während Carsharing und der öffentliche Nahverkehr in Ländern wie Deutschland in Zeiten hoher Benzinkosten viele Anhänger findet, ist der weltweite Trend eindeutig ein anderer. Immer mehr PKW fahren über den Globus. 2010 wurde erstmals die Eine-Milliarde-Marke geknackt. Besonders viele Autos pro Einwohner werden in Monaco und den USA gefahren.
Der seit Mai 2012 stetig ansteigende Ölpreis hat dafür gesorgt, dass Kohle wieder an Attraktivität gewonnen hat. Die Wiederauferstehung der Kohle ist für die Umwelt eine Katstrophe. Laut BUND sind Kohlekraftwerke mehr als doppelt so klimaschädlich wie moderne Gaskraftwerke. Die großen Dampfwolken aus den Kühltürmen der Kraftwerke machen ein anderes Problem deutlich: Mehr als die Hälfte der eingesetzten Energie geht meist als ungenutzte Wärme verloren.
Das Handout der Umweltschutzorganisation WWF zeigt die illegale Abholzung eines Waldgebietes in Sumatra (Indonesien). Jährlich gehen knapp 5,6 Millionen Hektar Wald verloren. Die fortschreitende Abholzung von Regenwäldern trägt entsprechend mit zur globalen Erderwärmung bei. Denn die Wälder speichern Kohlendioxid.
Rinder sind wahre CO2-Schleudern. Die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch in Brasilien erzeugt genauso viel klimaschädliches Kohlendioxid wie eine 1.600 Kilometer lange Autofahrt. In diese Rechnung fließen mehrere Faktoren ein. Zum einen können auf dem für die Rinder genutzten Weideland keine Wälder mehr wachsen. Zum anderen scheiden Rinder das klimaschädliche Gas Methan aus. Laut WWF sind in Deutschland fast 70 Prozent der direkten Treibhausemissionen auf die Ernährung mit tierischen Produkten zurückzuführen.
Nicht nur Unmengen an Verpackungsmüll produzieren die Deutschen. Wir schmeißen auch jede Menge Lebensmittel weg, pro Kopf etwa 100 Kilogramm pro Jahr. Auch diese Verschwendung wirkt sich massiv negativ auf das Klima aus.
Flugzeuge stoßen CO2, Stickoide, Wasserdampf, Ruß, Sulfat und andere Partikel aus und verpesten so die Umwelt. Die größte Klimawirkung hat laut atmosfair.de das reine CO2, das immer beim Verbrennen von Benzin oder Kerosin entsteht. Außerdem die Bildung von Schleierwolken und Kondensstreifen, der Aufbau vom Treibhausgas Ozon in einem sensiblen atmosphärischen Stockwerk sowie der Abbau von Methan.
Technik kann das ökologische System nicht nachbauen. Es ist für immer verloren. Wir sind auf einer Einbahnstraße in den Abgrund. Das kann noch 50, 100 oder vielleicht 300 Jahre gehen. Aber irgendwann ist Schluss. Trotzdem hat das in der Öffentlichkeit keine Priorität. Auch nicht für die Kirchen. Ich saß mit Präses Nikolaus Schneider im Zukunftsrat von Nordrhein-Westfalen. Er hatte überhaupt kein Interesse an Nachhaltigkeit. Schulunterricht für Mädchen in Afghanistan schien ihm wichtiger als die Bewahrung der Schöpfung. Immerhin scheint Papst Franziskus die Bedeutung von Nachhaltigkeit besser verstanden zu haben.
Wenn wir schon bei der Religion sind. Sie nennen Ihr Buch sicher nicht zufällig „Die 10 Gebote der Ökologie“. Die ursprünglichen Zehn Gebote kommen – sofern man der Bibel glaubt – direkt von Gott. Brauchen Gesellschaften möglicherweise eine über ihnen stehende transzendente Autorität, die sie zur Einhaltung des rechten Maßes im Umgang mit der Natur verpflichtet?
Wenn es eine glaubhafte, machtvolle religiöse Instanz gäbe, die das Richtige – wir reden jetzt nur von der Ökologie – wollte, dann wäre das sicher für das Überleben der Menschheit wichtig. Ich will den Gedanken an die Menschen bringen: Leute, es gibt nicht nur zehn Gebote für das Wohlverhalten der Menschen untereinander – so wichtig das ist. Für das Überleben der Menschheit ist das nur ein Teilaspekt. Ohne die enorme Vielfalt der Tiere, Pflanzen und geologischen Verhältnisse wären wir Menschen gar nicht da.
Dieses natürliche Gewebe hat uns als Art hervorgebracht und wir können nicht ohne es überleben. Die Einhaltung der 10 Gebote, die Moses am Berg Sinai empfing, schützt nicht vor dem ökologischen Tod der Menschheit. Wir müssen den Rest der Welt erhalten. In unserem eigenen Interesse.
Auch unser Grundgesetz - eine wunderbare und hervorragende Verfassung - bezieht sich nur auf die „Würde des Menschen“. Es gibt auch eine Würde des Lebens. Die Demokratie – Gott erhalte sie uns – ist auf Bedingungen gegründet, die mit den heutigen Problemen der Ressourcenzerstörung nichts mehr zu tun haben. Die Politik ist vor allem mit der Sicherung des Friedens befasst. Das ist sehr wichtig. Aber es gibt Fragen, die noch größer sind.