




Tübingen, Münster, Hamburg, auch Düsseldorf oder Neuss – dem gesundheitspolitischen Sprecher der Unions-Fraktion, Jens Spahn, fallen viele Städte ein, in denen sich reichlich Haus- und Fachärzte tummeln. „In manchen Innenstädten gibt es objektiv eine Überversorgung.“ Dort sollen Praxen von Kassenärztlichen Vereinigungen aufgekauft und geschlossen werden. Nachwuchsmediziner sollen eher aufs Land ziehen. Denn anderswo gebe es zu wenige Ärzte.
In Deutschland ist die Zahl der Arztpraxen stetig gewachsen. 2013 waren es rund 146.000 Mediziner. Doch die Verteilung ist sehr ungleich. In attraktiven Städten, wo oft auch viele Privatpatienten wohnen, reihen sich Praxisschilder aneinander. In ärmeren Bezirken oder auf dem Land finden Hausärzte keine Nachfolger, gibt es kaum noch Augen-, Kinder- oder Frauenärzte.
Überfluss und Mangel. Ein Gesetz soll nun eine gleichmäßigere Versorgung erreichen. Im März soll der Entwurf von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) in den Bundestag. Schon gibt es Ärger – der erste richtige Konflikt für den Minister nach gut einem Jahr im Amt.
KBV: 25.000 Arztstellen in Gefahr
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat eine Anzeigenkampagne gestartet und schätzt, 25.000 Arztstellen seien durch das Gesetz in Gefahr. Auch je 40 Stellen in Neuss oder im Münsterland, wo der Minister beziehungsweise Spahn ihre Wahlkreise haben. Gröhe reagierte sauer, sprach von „Panikmache“ und „bewusster Fehlinformation“. Spahn kontert: „Drohungen machen mir keine Angst.“
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KBV-Chef Andreas Gassen reagiert scharf: „Man kann kein Gesetz machen, mit dem man wie der Elefant im Porzellanladen Vorhandenes und Gutes umfegt.“ Es sei Unsinn, Praxen in gut versorgten Regionen nur deshalb vom Markt zu nehmen, weil der Inhaber umziehe oder in Ruhestand gehe. Ärzte ließen sich nicht aufs Land zwingen.
Die Gesundheitspolitiker übertrieben, meint Gassen: „Bisher haben wir noch überall eine gute Versorgung. Die sucht international ihresgleichen, es gibt kaum Wartezeiten.“
Bei manchem Facharzt jedoch dauert es für gesetzlich Versicherte länger, weshalb Gröhe von den Kassenärzten auch sogenannte Terminservicestellen fordert: Patienten mit Überweisung sollen nicht länger als vier Wochen auf einen Termin beim Facharzt warten müssen.