Ungleichheit Niedrigerer Lohn für Frauen - Viele Frauen in Pandemie arbeitslos

Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau gibt es nicht erst seit der Corona-Pandemie. Jedoch verschärft die Krise die Problematik auf dem Arbeitsmarkt.

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Beim „Women in Work Index“ von PwC kommt Deutschland derzeit nur auf Platz 19 unter den 33 OECD-Staaten. Quelle: dpa

Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt nach wie vor deutlich weniger als Männer. So lag das mittlere Entgelt bei Frauen in Vollzeit zuletzt bei 3117 Euro brutto im Monat - bei Männern waren es 3560 Euro. Das zeigen Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen und die die BA für die Linke im Bundestag anlässlich des Frauentags an diesem Montag zusammengestellt hat.

Sie zeigen den Stand von Ende 2019. Der Niedriglohnanteil betrug bei den Männern 15,5, bei Frauen hingegen 25,8 Prozent. In einigen Branchen sind die Unterschiede besonders groß. Im Bereich von Kunst, Unterhaltung und sonstigen Dienstleistungen lag das sogenannte Medianentgelt von Frauen um 23,77 Prozent niedriger als das der Männer - Frauen kamen hier auf 2619 Euro, Männer auf 3436 Euro.

Ein besonders deutlicher Abstand in absoluten Zahlen lag bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen vor - mit 4336 Euro hatten Frauen hier im Schnitt 1314 Euro weniger. In der dann folgenden Corona-Pandemie erhöhte sich der Zugang in Arbeitslosigkeit bei Frauen stärker als bei Männern, im Zeitraum von Februar 2020 bis Januar 2021 bei Frauen um 5,7 Prozent, bei Männern um 1,8 Prozent.

Teilweise mussten überwiegend Frauen den Gang in die Arbeitslosigkeit antreten, etwa im Bereich „Kunst, Unterhaltung, sonstige Dienstleistungen, private Haushalte“. Hier waren von 99 684 Zugängen 59 884 Frauen. Im Gesundheits- und Sozialwesen waren es 155 004 Frauen - von 199 898 Zugängen insgesamt.

Mitte 2020 übten 4,1 Millionen Frauen und 2,9 Millionen Männer einen Minijob aus. Die Linken-Abgeordneten Sabine Zimmermann sagte der dpa: „Frauen sind am Arbeitsmarkt nach wie vor benachteiligt, da hilft kein Schönreden und Relativieren.“

Minijobs seien nicht die Lösung

Die Bundesregierung solle Regeln für gleiches Geld für gleichwertige Arbeit schaffen. „Generell müssen endlich alte Rollenbilder aufgebrochen werden, die auch dafür sorgen, dass es typische, oft schlecht entlohnte Frauenberufe und besser bezahlte, typische Männerberufe gibt“, mahnte Zimmermann.

Besonderes Augenmerk legte Zimmermann auf Minijobs, die weit häufiger von den Frauen ausgeübt werden. In der Debatte über den Arbeitsmarkt gelten sie oft als willkommene Möglichkeit gerade für Frauen, etwas dazuzuverdienen.

Zimmermann sagte: „Minijobs sind mangels Alternativen in vielen Fällen erzwungene Teilzeitarbeit.“ Häufig seien sie eine Armutsfalle für Frauen - geringe Rentenansprüche seien die Folge. Mangels besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie müssten immer noch viele Frauen zwischen Job und Kind entscheiden.

Auch die Unternehmensberatung PwC warnt vor den Entwicklungen des letzten Jahres. In Deutschland wie in den meisten anderen OECD-Ländern seien Frauen von Arbeitslosigkeit stärker betroffen gewesen als Männer.

„Bis Ende 2021 wird die Situation von berufstätigen Frauen voraussichtlich auf das Niveau von 2017 abfallen“, heißt es in einer PwC-Studie zum Internationalen Frauentag am Montag. Zum einen seien Frauen häufiger im Hotel- und Gaststättengewerbe oder im Einzelhandel beschäftigt - Branchen also, in denen durch die Lockdowns viele Stellen verloren gingen.

Coronakrise macht Fortschritte zunichte

Zum anderen leisteten Frauen schon bisher „rund sechs Stunden pro Woche mehr als Männer für unbezahlte Sorgearbeit. Seit Ausbruch der Pandemie hat sich dieser Graben auf knapp acht Stunden vergrößert“. Die Krise mit Schul- und Kitaschließungen träfe Frauen besonders und drohte „die hart erkämpften Errungenschaften bei der Förderung von Frauen in der Arbeitswelt zunichte zu machen“, sagte PwC-Expertin Petra Raspels.

Viele Frauen sähen sich aktuell gezwungen, ihr Pensum zu reduzieren oder zeitweise auszusteigen - mit langfristigen Folgen: „Frauen laufen Gefahr, für ein schlechteres Gehalt und in einer weniger qualifizierten Position wieder einzusteigen“, sagte Raspels.

In den vergangenen Jahren hatten die Industrieländer Fortschritte bei der Gleichberechtigung im Arbeitsmarkt gemacht. Die Coronakrise kehre diesen Trend nun um: Der „Women in Work Index“, mit dem PwC jährlich die berufliche Situation von Frauen in den 33 OECD-Ländern analysiert, falle zwischen 2019 und 2021 voraussichtlich um 2,1 Punkte auf unter 62,4 Punkte, dem Stand von 2017.

PwC verglich dafür unter anderem Berufstätigkeit, Arbeitszeiten, Löhne und Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen. Unter den 33 OECD-Staaten schnitten die nordeuropäischen Länder und Neuseeland am besten ab, Deutschland komme aktuell auf Platz 19. Ein wesentlicher Grund sei der Abstand bei den Löhnen von hierzulande: „21 Prozent, während Arbeitnehmerinnen in Schweden nur 12 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.“

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