Armin Laschet gegen Olaf Scholz? Nein! In ostdeutschen Ländern wie Thüringen ist aus Sicht von CDU-Wahlkämpfern nicht die erstarkte SPD, sondern die rechte AfD Hauptgegnerin. Der CDU-Landeschef und Spitzenkandidat in Thüringen, Christian Hirte (CDU), sagte der WirtschaftsWoche: „Wir haben immer noch Chancen, wieder alle acht Wahlkreise zu gewinnen.“
Hintergrund der Aussage: Bei der Bundestagswahl 2017 hatte die Union alle acht Direktmandate errungen, inzwischen wird auch Kandidaten der extremen AfD mancherorts eine Chance zugeschrieben. „Wir werden hart kämpfen, gerade auch gegen die AfD“, sagte Hirte, der als Kandidat erneut im Wartburgkreis antritt. Vor Ort müssten die Unionsleute klar machen, „dass die Thüringer AfD eines Björn Höcke extrem und völkisch ist. Die sind ein Schaden fürs Land und das müssen wir vermitteln.“
Die SPD mit ihrem populäreren Kanzlerkandidaten Scholz im Vergleich zu CDU-Kandidat Laschet sei in ostdeutschen Ländern aus seiner Sicht kaum eine Gefahr, argumentiert Hirte. „Die SPD in Thüringen ist nicht besonders präsent. Einen Scholz-Hype kann ich hier nicht spüren.“ Umgekehrt löse auch Laschet keinen Hype aus, er polarisiere aber nicht wie Bundeskanzlerin Angela Merkel das bei CDU-Anhängerinnen und -Anhängern etwa wegen der Flüchtlingspolitik getan habe.
Hirte war voriges Jahr auf Druck von Merkel vom Amt des Ostbeauftragten der Bundesregierung zurückgetreten, weil er sich lobend zur Wahl von FDP-Mann Thomas Kemmerich zum Kurzzeit-Ministerpräsident in Erfurt geäußert hatte. Dieser war mit Stimmen der AFD gewählt worden.
Hirte, der zum konservativen CDU-Flügel gehört und den Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz unterstützt, hält für entscheidend, dass seine Partei die Menschen überhaupt zum Wählen bringt. „Auch für uns gibt es noch keinen Hype“, sagt Hirte. „Wir müssen den Menschen deshalb klar machen, dass wir vor einer Richtungsentscheidung stehen.“ Dann könne ein Wahlsieg noch gelingen. „Wir haben noch sehr gute Chancen, 30 Prozent zu erreichen. Das muss auch unser Ziel sein“, gibt Hirte als Messlatte vor.
In Richtung CDU-Kanzlerkandidat sagt der Thüringer: „Wir müssen als Union noch deutlicher machen, wofür wir stehen. Dafür braucht es profilierte Köpfe neben Armin Laschet.“ Er denke an den Chef der Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann, und die Ost-Ministerpräsidenten Reiner Haseloff oder Michael Kretschmer. Auch Merz helfe der Union, so Hirte. „Im Osten ist Friedrich Merz wichtig, er ist wie ein Zugpferd.“
Der CDU-Landeschef lässt Ungeduld durchblicken angesichts von schlechten Umfragewerten. „Armin Laschet muss stärker die Auseinandersetzung mit den Wettbewerbern suchen.“ Er müsse sich klar gegen SPD und Grüne abgrenzen und klar machen, was eine rot-rot-grüne Regierung unter Beteiligung noch der Linkspartei bedeute. Da gebe „gigantische Unterschiede zu uns“, etwa in der Steuer- und Wirtschaftspolitik. „Die Bürger im ländlichen Raum interessiert, wie das Leben bezahlbar bleibt, auch beim Klimaschutz.“ Auch Afghanistan treibe die Menschen um.
Hirte setzt auf den Haustürwahlkampf, für den nach Datenanalysen CDU-geneigte Haushalte identifiziert wurden. 2017 hätten sein Team und er rund 14.000 Haushalte aufgesucht. Dieses Mal sollten es mindestens 10.000 sein. „Dieses Jahr ist noch wichtiger als vorher, dass diejenigen zur Wahl gehen, die uns gewogen sind.“
Gar nicht einschätzen könne er die Chancen eines prominenten CDU-Bundestagskandidaten, des früheren Verfassungsschutz-Präsidenten Hans Georg Maaßen. „Manche sagen, er gewinnt mit einem Durchmarsch. Andere sagen, dass er den Wahlkreis in Suhl gegen die SPD verliert.“ Maaßen ist selbst in der Union umstritten, weil er immer wieder eine Nähe zu AfD-Positionen durchblicken ließ.
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