




Der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags will mit der Befragung ehemaliger Mitarbeiter des US-Geheimdienstes erstmals vertiefte Einsichten in die Datenspionage nehmen. Bei der ersten Zeugenbefragung an diesem Donnerstag in Berlin sollen Thomas Drake und William Binney Auskunft geben. Unterdessen wurde nach Recherchen von NDR und WDR bekannt, dass ein deutscher Student gezielt vom US-Geheimnisdienst NSA ausgespäht wurde. Er konnte anhand eines Quellcodes der NSA namentlich ermittelt werden; Sebastian Hahn, der sich in seiner Freizeit mit Verschlüsselungstechnologie beschäftigt, ist nach Angela Merkel das erste namentlich genannte Opfer. Sebastian Hahn ist wegen seines Hobbys ins Fadenkreuz der Amerikaner geraten. Er betreibt einen Server für das Anonymisierungsnetzwerk Tor, mit dem Nutzer versuchen, ihre Spuren im Internet zu verwischen. Insbesondere Menschenrechtler in Ländern wie dem Iran sind auf dieses Programm angewiesen.
Die IP-Adresse eines von Hahn betriebenen Servers ist im Quellcode von XKeyscore als zu überwachendes Objekt genau definiert. Das Ziel: Alle Nutzer, täglich Hunderttausende, die auf den von Hahn bereitgestellten Server zugreifen, werden von der NSA speziell markiert, ihre Verbindungen gespeichert. Die NSA filtert damit heraus, wer das Anonymisierungsnetzwerk benutzt. Diese landen anschließend in einer speziellen NSA-Datenbank.
Sebastian Hahn findet die Ausspähung "schockierend". Weil er etwas Gutes tun wolle, gerate er "in den Fokus der Geheimdienste. Das ist ein Rieseneingriff in meine Privatsphäre." Neben der IP-Adresse von Sebastian Hahn finden sich noch eine weitere deutsche IP-Adresse, nämlich die des Chaos Computer Clubs. Ob Sebastian Hahn von deutschem Boden aus ausgespäht wurde, kann aus dem NDR und WDR vorliegenden Quellcode allerdings nicht herausgelesen werden.