Unwetter fegt über NRW - Tote und Verkehrschaos
Alle aktuellen Warnungen sind übrigens auch auf der Wetterseite von www.tagesschau.de und auch beim privaten Online-Anbieter www.unwetterzentrale.de abrufbar – jederzeit, für jeden und kostenlos. Auch wenn die Radio- oder TV-Redaktionen beim WDR weitgehend pennen.
Warnungen also gab es im Zeitraum von Montagmorgen bis zum Ausbruch des Sturms mehr als reichlich. Allein für den Rhein-Kreis Neuss, in dem am Abend mit Böen bis 133 Kilometern pro Stunde die höchsten Windgeschwindigkeiten gemessen wurden, verschickte der DWD im Tagesverlauf neun (!) Warnnachrichten, kontinuierlich aktualisiert mit immer genaueren Prognosen und eben auch mit ganz konkreten Warnhinweisen: „Es sind unter anderem verbreitet schwere Schäden an Gebäuden möglich. Bäume können entwurzelt werden und Dachziegel, Äste oder Gegenstände herabstürzen“, stand da – schon mehr als zwei Stunden, bevor „Ela“ losschlug.
„Halten Sie insbesondere Abstand von Gebäuden, Bäumen, Gerüsten und Hochspannungsleitungen! Vermeiden Sie möglichst den Aufenthalt im Freien!“, eineinhalb Stunden, bevor der Sturm die Region erreichte. „Verlassen Sie nicht das Haus und suchen Sie sichere Räume auf! Stellen Sie Fahrzeuge nach Möglichkeit in die Garage!“, lautete der ultimative Rat der Wetterfrösche, als das Unwetter eintraf.
Jeder, der ein Smartphone besitzt, hätte das wissen können – wenn er es hätte wissen wollen. Jeder, der sich am Montagnachmittag zum Grillen, Gärtnern oder Sonnenbaden in Schrebergärten oder Laubenkolonien aufhielt, hätte selbst prüfen können, ob das angesichts des drohenden Sturms ein geeigneter Ort zum Sein (und Bleiben) ist. Und seine e i g e n e n Schlüsse ziehen können. Dass allein in Düsseldorf drei Menschen in einer Gartenhütte ums Leben kamen, in die sie sich vor dem Sturm geflüchtet hatten, ist mehr als tragisch. Aber zumindest die drei Verletzten, die die Feuerwehr aus den Trümmern der Hütte retten konnte müssen sich die Frage gefallen lassen, warum – um Himmels Willen – sie sich denn nicht längst in Sicherheit gebracht hatten, bevor die Hölle losbrach?
So platt das klingt: Am Ende lässt sich Verantwortung nicht delegieren. Die Vollkasko-Versicherung fürs Leben gibt es nicht. Die Freiheit, unser Leben zu führen, ohne uns fortwährend von staatlich gängeln lassen zu müssen, geht eben auch damit einher, dass sie jeden von uns – auch – dazu verpflichtet, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen.
Das gilt auch, wenn einen Zug besteigen, der ins verwüstete Rheinland fährt. Natürlich wäre es schön, wenn die Bahn warnte, dass es mit den Anschlüssen hapern könnte. Aber erstens tut sie das (unter anderem auf ihrer Web-Seite). Und zweitens müsste sich das (selbst wenn sie es nicht täte) auch jeder Reisende selbst denken können. Wenn er es denn wollte.
Aber das ist eben die Tücke an der Verantwortung. Sie bietet Möglichkeiten, sie verpflichtet aber auch zum Handeln. Immer, nicht nur im Sturm.