Verbraucherzentralen Nach Wahl neuer Anlauf für Tierwohl-Label

Beim Fleischkauf achten Kunden zusehends darauf, wie die Tiere gelebt haben. Ein neues amtliches Logo, das bessere Bedingungen kennzeichnen soll, wollen Verbraucherschützer lieber in Ruhe ausgearbeitet sehen.

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Der Bundesagrarminister ging mit seiner Initiative in die richtige Richtung, so die Verbraucherzentrale, sei aber zu spät. Nun sei nicht mehr genug Zeit. Quelle: dpa

Berlin Die Verbraucherzentralen fordern einen neuen Anlauf für ein staatliches Tierwohl-Label für Fleisch im Supermarkt nach der Bundestagswahl. „Wir brauchen eine wahrhaftige Kennzeichnung, die nichts suggeriert, was nicht tatsächlich auch eingehalten wird“, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, der Deutschen Presse-Agentur. Verankert werden sollten klare Haltungsstandards, die über das gesetzliche Maß hinausgehen. Ziel des staatlichen Siegels müsse sein, dem bisherigen „Informationswirrwarr“ entgegenzuwirken und Bauern eine Investitions-Perspektive zu geben.

Die Initiativen von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) gingen in die richtige Richtung, seien aber zu spät gekommen, sagte Müller. „Hätte die Bundesregierung damit 2013 begonnen, dann bin ich sicher, wir hätten schon längst in relevanten Teilen der Supermärkte dieses Tierschutzlabel.“ Nun sei nicht mehr genug Zeit, in Ruhe einen Konsens aller Beteiligter herbeizuführen. Nach einer Denkpause bis zum 25. September, dem Tag nach der Bundestagswahl, solle das Tierwohl-Label dann rasch Thema von Koalitionsverhandlungen werden.

Schmidt hatte Ende April Kriterien für Bauern vorgestellt, die sich für eine freiwillige Teilnahme interessieren. Unter anderem soll das Platzangebot für Schweine im Stall in der Eingangsstufe des Labels um bis zu 33 Prozent größer sein als vorgeschrieben. Bis zur Wahl will der Minister noch einen begleitenden Gesetzentwurf vorlegen.

Müller sagte, ein Großteil der Verbraucher interessiere sich für bessere Bedingungen für die Tiere. Außer am Preis sei aber nicht verlässlich zu erkennen, „wo der Unterschied zwischen dem Schnitzel A und dem Schnitzel B ist“. Dabei könnten oder wollten sich viele Käufer deutlich teureres Bio-Fleisch nicht leisten. Der nächste Bundesagrarminister solle daher national mit dem freiwilligen Label anfangen und sich parallel auf EU-Ebene für eine verpflichtende Kennzeichnung einsetzen, sagte Müller.

Es sei richtig, dass sich mehr Tierschutz im Preis niederschlage. Dabei gelte aber aus Sicht vieler Kunden: „Sie zahlen mehr für Wurst, Schinken oder Fleisch, wenn sie wissen: Diesem Schwein, diesem Huhn ist es besser gegangen.“ Die bestehende Branchen-Initiative für mehr Tierwohl, bei der Landwirte aus einem vom Einzelhandel gespeisten Fonds honoriert werden, garantiere dies nicht.

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