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Vereidigung Ein Klassentreffen namens Kanzlerinnenwahl

Angela Merkel ist die alte und neue Bundeskanzlerin. 42 Abgeordnete aus den eigenen Reihen versagen ihr bei der Wiederwahl die Unterstützung, aber das wird an einem solchen Tag ausgeblendet.

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Das Kabinett steht fest
 Die amtierende Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel spricht beim Parteitag der CSU Quelle: dpa
Peter Altmaier Quelle: REUTERS
Die MinisterSigmar Gabriel2009 wurde er jüngster Parteichef seit Willy Brandt. Nun wird er ein neu zugeschnittenes Wirtschafts- und Energieministerium übernehmen und Vizekanzler werden. Der gelernte Lehrer war zudem mit 40 Jahren in Niedersachsen jüngster deutscher Ministerpräsident (1999-2003). Von 2005 bis 2009 erwarb er sich als Bundesumweltminister Ansehen und Expertise im Bereich erneuerbare Energien. Ein politisches Naturtalent und begabter Redner, der aber auch als launisch gilt. Kommt aus sogenannten schwierigen Verhältnissen, das hat ihn tief geprägt. Der Vater war überzeugter Nazi, Gabriel musste gegen seinen Willen nach der Trennung der Eltern zeitweise beim Vater leben. Lebt mit seiner zweiten Frau, einen Zahnärztin, und seiner kleinen Tochter in Goslar. Quelle: dpa
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier Quelle: dpa
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere sitzt auf dem Flug von Islamabad in Pakistan nach Kabul in Afghanistan in dem Cockpit einer Transall C-160 Quelle: dpa
Finanzminister Wolfgang Schäuble Quelle: AP
Ursula von der Leyen Die 55-Jährige wird künftig das Verteidigungsministerium von Thomas de Maizière übernehmen. Sie ist damit die erste Frau in diesem Amt. Als Staatssekretäre unterstützen sie Ralf Brauksiepe und Markus Grübel (beide CDU). Quelle: dpa

In der große Koalition mögen sich die eine oder andere Woche zu lang gebraucht haben für ihre Sondierungen, Verhandlungen, die Regionalkonferenzen und Basisbefragungen – der oberste Repräsentant des Parlaments aber genehmigt sich an diesem Morgen keine Sekunde Verzögerung. Um Punkt neun Uhr betritt Bundestagspräsident Nobert Lammert mit der ihm eigenen inneren Grandezza das Rednerpult im Reichstag, der Gong ertönt, und schlagartig verwandelt sich das schnatterige Gewusel von mehr als 600 Abgeordneten in einen seriösen Staatsakt. Lammert nähert sich dem Mikro. Das Interregnum nach der Bundestagswahl findet nun sein Ende. Sogar Claudia Roth ist zu diesem Fest fast pünktlich.

So eine (Wieder-)Wahl der Bundeskanzlerin vermengt immer mehrere Veranstaltungen in einer: Es ist ein Höhepunkt parlamentarischer Politik, symbolisches Staatstheater und ein bisschen Klassentreffen. Auf der Gästetribüne hat Guido Westerwelle Platz genommen, noch ein paar wenige Augenblicke Außenminister, und plaudert gelassen mit Johanna Wanka, die dem Kabinett auch weiterhin als Bildungsministerin angehören wird. Vergangenheit und Zukunft sitzen da Schulter an Schulter. Wenige Plätze weiter hat sich mit den designierten SPD-Ministern Manuela Schwesig (Familie) und Heiko Maas (Justiz) noch mehr Zukunft bequem gemacht. Eine Mitarbeiterin macht gleich mal mit dem iPhone Erinnerungsfotos.

Dieser Vormittag in der Hauptstadt ist auch ein Lehrstück in Sachen Kinderstube und Charakterstärke. Tatsächlich hat sich von den FDP-Bundesministern nur Westerwelle eingefunden, um mit seiner Anwesenheit der Noch-Chefin Angela Merkel und dem nachfolgenden Kabinett seine Ehre zu erweisen. Von seinen liberalen Amtskollegen keine Spur.

Weil die namentliche Abstimmung zur Wahl der Bundeskanzlerin fast eine halbe Stunde dauern wird, bis alle Parlamentarier ihre Stimmkarte ausgefüllt und in eine Urne geworfen haben, ist viel Zeit für Spaziergänge und Plaudereien und Stoffproduktion für die anwesenden Fotografen, Kameraleute und Journalisten. Merkel winkt hoch zu Westerwelle, der wiederum verabredet sich spontan von Tribüne zu Tribüne mit DGB-Chef Michael Sommer zum kurzen Plausch. Dann eskortieren Merkels Büroleiterin Beate Baumann und ihre Medienberaterin Eva Christiansen mit fürsorglicher Ruhe deren Mutter Herlind Kasner in die erste Reihe der Gästetribüne. Merkels Ehemann wird nicht gesichtet. Ein paar Reihen weiter hinten sitzen brav die Kinder Ursula von der Leyens.

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