Doch auch private Versicherungen und ihre Kundschaft fahren nicht immer gut mit der Zweiteilung. Im PKV-Verband tobt ein Streit, ob sich die Unternehmen künftig vor allem auf das Geschäft mit Zusatzversicherungen konzentrieren sollen. Für längst nicht alle ist die PKV noch ein gewinnbringendes Modell, schließlich nutzen Ärzte und Kliniken immer wieder solche Patienten, um besonders hoch und besonders viel abzurechnen. Und wer einmal im Privatsystem ist, kommt kaum noch raus. Versicherte klagen über seit Jahren stark steigende Prämien. Ruheständler haben Schwierigkeiten, steigende Beiträge mit ihrem geringeren Einkommen noch zu begleichen.
Deshalb ließe sich durchaus über ein Bürgerversicherung diskutieren, in der private wie gesetzliche Unternehmen ihr Angebot machen könnten. Ein Modell mit einkommensabhängigen Beiträgen wie bei SPD und Grünen mag nicht der Weisheit letzter Schluss und auch nicht "gerecht" sein. Doch kann eine Bürgerversicherung mit einkommensunabhängigen Prämien durchaus in die richtige Richtung führen. Für Chefarztbehandlung und Zusatzleistungen könnte es wie heute auch, Zusatzassekuranzen geben. Auch die heutige Kanzlerin Angela Merkel vertrat in ihrer mutigeren Zeit als Oppositionsführerin solche Ideen.
Bahr vermeidet heikle Fragen
Doch dafür sind Wahlkämpfe nicht gemacht. Da geht es um Versprechen an die eigene Wählerschaft statt um Veränderung, die nicht allen Vorteilen bringt.
Insofern macht Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) alles richtig. Er hat viel angestoßen in seiner Zeit an der Spitze des Gesundheitssystems. Die heiklen und längerfristigen Fragen vermied er dabei tunlichst. Im kleinen Kreis sagt er schon mal, dass er als Vertreter der FDP mit dem Ressort Gesundheit kaum neue Wähler gewinnen könne. Deshalb vermeidet er, bisherige Wähler zu vergraulen.
Eine reife Leistung ist dabei, dass die FDP eigentlich für eine Versicherung mit einkommensunabhängigen Beiträgen steht, zumindest will sie die gesetzlichen Versicherungen durch nennenswerte Zusatzbeiträge in die Konkurrenz mit anderen zwingen. Doch aktuell haben wir einen staatlich festgesetzten Kassenbeitrag von 15,5 Prozent des Bruttolohns, keine Zusatzbeiträge und Milliardenreserven im Gesundheitsfonds, die eigentlich den Kassenmitgliedern ausgeschüttet werden müssten. Doch die gesetzlich Versicherten zahlen, haben sie doch keine Alternative. Und die Profis im Gesundheitswesen meckern nicht. Zurzeit ist genug für alle da.