Verwandlung des Klimasünders „Wir haben die Energie, Deutschland die Technik“

Quelle: Getty Images

Deutschland will die Transformation der Wirtschaft mit grünem Wasserstoff schaffen. Einer der wichtigsten Produzenten ist Australien. Statt auf Kohle setzt der fünfte Kontinent künftig auf Sonne und Wind.

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Es gibt gleich drei Geschichten zu erzählen, wenn sich am Freitag in Berlin Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), der australische Energieminister Chris Bowen und der Vorstandsvorsitzende von Siemens Energy, Christian Bruch treffen. Die Forschungsministerin kann nach langen Vorarbeiten endlich einen Meilenstein in der nationalen Wasserstoffstrategie setzen: Mit dem von ihrem Ressort geförderten Projekt HyGate soll der Import von grünem Wasserstoff in großen Mengen gelingen – auch über riesige Entfernungen.

Der zweite Teil des Projekts betrifft den Export von Klimaschutztechnologien „made in Germany“ – und hier kommen Siemens Energy und eine Reihe anderer deutscher Unternehmen ins Spiel.

Der dritte Teilnehmer schließlich, Energieminister Bowen, will den Imagewechsel seines Landes voranbringen: Australien, immer noch einer der größten Förderer und Exporteure von Kohle, möchte von der CO2-Schleuder zur Supermacht der Erneuerbaren Energien aufsteigen. Die Hafenstadt Gladstone an der Ostküste Australiens, weltweit der viertgrößte Umschlagplatz für Kohle, wird bald zum Verladeterminal für grünen Wasserstoff in Richtung Deutschland.

Australien hat Wind und Sonne satt

In kaum einem anderen Land sind die Voraussetzungen für die massenhafte Produktion so gut wie auf dem fünften Kontinent: In weiten Teilen des riesigen Territoriums scheint tagsüber permanent und mit hoher Intensität die Sonne, nachts weht ein konstanter, kräftiger Wind. „Wir können mehr Ökoenergie erzeugen als wir selbst verbrauchen“, kommentiert Philip Green, der australische Botschafter in Berlin. Gerade Deutschland benötige nach dem Wegfall des russischen Gases zusätzliche Energie – und die könne perspektivisch nur in grünem Wasserstoff bestehen, wenn die Transformation der deutschen Industrie gelingen soll. Green sieht in dem Projekt eine ideale Ergänzung. „Wir haben die Energie, Deutschland die Technik“.

Das mittelfristige Ziel bis 2030 liegt bei 15 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff. Als einer der größten Produzenten tritt Andrew Forrest auf, Miteigentümer des Bergbauunternehmens Fortescue Metals Group und einer der reichsten Australier. Statt auf Kohle und Aluminium setzt Forrest künftig auf Ökostrom. „Wir müssen dafür nichts aus der Erde buddeln“, sagt er in Richtung Deutschland „und ihr müsst dafür nicht den Kreml bezahlen“.

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Profitieren will auch Siemens Energy als Techniklieferant insbesondere für die Elektrolyse, ebenso wie Thyssenkrupp. Der Konzern ist für die geplante Herstellung von grünem Stahl auf Unmengen grünen Wasserstoff angewiesen ist.  Mit dabei sind ferner MAN und E.On mit seinem australischen Partner Fortescue Future – sie wollen in großem Stil grünen Wasserstoff nach Deutschland bringen. Versorger wie RWE und Uniper drücken angesichts des wachsenden Bedarfs ebenfalls aufs Tempo.

Entfernung ist kein Hindernis

Das Problem ist die Entfernung: Rund 16.000 Kilometer liegen zwischen „Down Under“ und Deutschland. Der Bau von Pipelines scheidet deshalb aus; stattdessen sollen zu Beginn permanent drei Schiffe im Pendelverkehr den Transport übernehmen. Für die langen Wege muss der Wasserstoff in Ammoniak gebunden und anschließend wieder ausgelöst werden. Waren anfangs die Kosten noch ein Problem, so gibt der BDI, der zusammen mit Acatech (Deutsche Akademie der Technikwissenschaften) mehrere Machbarkeitsstudien erstellt hat, jetzt Entwarnung. „Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass es für die Kosten keinen nennenswerten Unterschied macht, ob der Wasserstoff aus Marokko oder Australien kommt“, sagt Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim BDI. „Zentral ist, dass die Energiekosten zur Herstellung und Umwandlung des Wasserstoffs möglichst niedrig sind“.

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Für Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger ist noch ein weiterer Aspekt entscheidend. Australien als Lieferland sei im Gegensatz zu anderen Energielieferanten sicher, demokratisch und stabil, konstatiert die FDP-Politikerin. „Der grüne Wasserstoff erweist sich mehr und mehr als das fehlende Puzzlestückchen, um unsere Versorgung auf Erneuerbare Energien umzustellen“.

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