Düsseldorf Ein sozialverträglicher Ausstieg aus der Kohle-Verstromung ist nach Auffassung der Gewerkschaft Verdi finanzierbar. Dies gehe aus einem von Verdi in Auftrag gegebenen Gutachten hervor, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske am Donnerstag in Düsseldorf. Die Gewerkschaft wolle zur Finanzierung der Lasten für die rund 15.000 Kraftwerksbeschäftigten den Topf anzapfen, in den die Gelder aus dem Handel mit CO2-Zertifikaten fließen. „Unser Gutachten zeigt: Der Ausstieg ist sozialverträglich machbar, er ist finanzierbar und unser Vorschlag belastet die Gesellschaft nicht“, bilanzierte Bsirske. Die jährlichen Kosten für einen Ausstieg bis 2050 erwartet Verdi im Mittel bei 250 Millionen Euro – insgesamt würden nach Schätzungen rund neun Milliarden Euro fällig. Diese würden etwa für vorzeitige Renten der Beschäftigten, aber auch für Umschulungen benötigt, um die Mitarbeiter aus Kohlekraftwerken für neue Stellen zu qualifizieren.
Die Politik dürfe bei der Energiewende die Beschäftigten nicht vergessen, mahnte Bsirske. Mit dem Bundeswirtschaftsministerium seien bereits Gespräche über das Konzept vereinbart worden, Verdi wolle auch an die Grünen, das Kanzleramt und alle Landesregierungen herantreten. „Ich sehe die Realisierungschancen als ziemlich hoch an“, sagte Bsirske.
Das Verdi-Konzept deckt indes nur einen Teil der Kosten eines Ausstiegs ab. Auch für die Beschäftigten in der Braunkohle-Förderung müsste etwa eine Lösung gefunden werden. Bsirske zufolge könnte das Modell auch auf den Braunkohle- Tagebau übertragen werden. Die Gewerkschaft IG BCE hatte eine Fonds-Lösung für einen Rückbau von Braunkohle-Anlagen ins Spiel gebracht, bei der Gewinne von Unternehmen aus der Braunkohle-Verstromung genutzt werden könnten.
RWE ist in Deutschland etwa bei der Braunkohle-Förderung und Verstromung aktiv. In der Bundesrepublik sollen aber Braunkohle-Kraftwerksblöcke vom Netz gehen, die bei der Stromerzeugung vergleichsweise viel CO2 ausstoßen. Insgesamt steht die Kohle-Verstromung durch die Pläne zum Klimaschutz in Frage.