W20-Gipfel „Ich bezeichne mich als Feministin“

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Eine Botschaft an die Frauen in den USA

Ivanka Trump kommt auf „direkte Einladung“ der Kanzlerin, wie die amerikanische Botschaft betont. Eingefädelt wurde der Termin bereits, als Merkel den US-Präsidenten Anfang März besuchte. Für Merkel ist der Besuch wichtig, Ivanka Trump gilt als Einflüsterin ihres Vaters, der bisher vor allem mit protektionistischen Tendenzen gegenüber Deutschland aufgefallen war und Merkel während des Wahlkampfs scharf angegriffen hatte. 

Als die Moderatorin Miriam Meckel, Herausgeberin der Wirtschaftswoche, fragt, ob Merkel sich als Feministin bezeichnet, zögert sie. Lagarde, die neben ihr sitzt, hebt ihre Hand, nickt heftig, ja, sie ist Feministin, auch Trump blickt ermunternd Richtung Kanzlerin, nickt. Erst am Ende lässt sich Merkel darauf ein, als Königin Máxima eine Definition liefert, wer überhaupt eine Feministin ist. „Ich denke, eine Feministin ist jemand, der möchte, dass alle Frauen die Chance haben, glücklich, und stolz auf sich selbst zu sein“, sagt Máxima. „Dann bin ich auch eine“ sagt Merkel. Und auch Trump bekennt: „Ich bezeichne mich selbst als Feministin“. 

Der Besuch von Ivanka Trump beim W20-Gipfel dient nicht nur dem gemeinsamen Streben danach, Frauen öfter in Führungspositionen zu bringen und es ihnen leichter zu machen, ein Unternehmen zu gründen und die Beziehung zu Angela Merkel auszubauen.

Trumps Besuch ist auch eine Botschaft an die Frauen in den USA. Sie hatten zu Hundertausenden gegen Trump demonstriert, der im Wahlkampf mit frauenfeindlichen Sprüchen aufgefallen war. Ivanka kann jetzt zeigen, dass sie die gute ist, dass ihr als Beraterin und Einflüsterin ihres Vaters die berufliche Gleichberechtigung von Frauen wichtig ist. So wichtig, dass sie dafür um die halbe Welt fliegt. Angesprochen auf die frauenfeindlichen Bemerkungen ihres Vaters sagt sie, sie habe diese Kritik schon wahrgenommen. Sie kenne ihren Vater aber anders. „Er hat mich ermutigt und es mir möglich gemacht, erfolgreich zu sein.“

Einig sind sich alle Frauen, dass mehr getan werden muss, bei dem Zugang von Frauen zu Kapital, bei der Kinderbetreuung, bei der Einstellung gegenüber Frauen in Führungspositionen. 

Trump verspricht, dass die Stärkung von Frauen eines der vielen Dinge sei, wo sie mit ihrem Vater übereinstimme. Als Merkel den Vorschlag macht, einen speziellen Fonds zu schaffen, der Frauen in Entwicklungsländern Kredite zur Gründung von Unternehmen gibt, sind alle begeistert. „Ich liebe die Idee“, sagt IWF-Chefin Lagarde. Leibinger-Kammüller bietet spontan an, Geld einzusammeln. Das, so Merkel, werde man jetzt mit den anderen 19 Staaten diskutieren. 

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