Wahlen in Nordrhein-Westfalen Die AfD versucht sich als Arbeiterpartei

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Politische Richtung der Zukunft unklar

Knapp zwei Drittel der AfD-Wähler seien die anderen Positionen der Partei aber schlicht egal – stattdessen gehe es um Protest. „Viele Wähler finden, dass die großen Parteien seit 20 Jahren nichts mehr für sie tun“, sagt Koschmieder. „Gerade in NRW, wo die SPD lange regiert hat, wurden trotzdem Stahlwerke geschlossen – und noch mehr Menschen abgehängt.“ Aus diesem Grund wählten viele Leute lieber die AfD als eine der etablierten Parteien.

Diese Polit-Promis mussten ihre Partei verlassen
Sebastian Edathy Quelle: dpa
Thilo Sarrazin Quelle: dapd
Karl-Heinz Funke Quelle: dpa
Wolfgang Clement Quelle: dpa
Dagmar Metzger, Jürgen Walter, Silke Tesch und Carmen Everts Quelle: dapd
Klaus Ernst Quelle: dpa
Martin Hohmann Quelle: AP

Ob das reicht, um den Abwärtstrend zu stoppen, ist fraglich. Zu sehr scheint die Partei mit sich selbst beschäftigt zu sein. Noch immer ist unklar, in welche politische Richtung man sich zukünftig bewegt.

Carl Berning forscht an der Universität Mainz zum Verhalten von Wählern rechtspopulistischer Parteien. Er glaubt, dass die AfD in Nordrhein-Westfalen vor allem bei den Arbeitern, die in keiner Gewerkschaft organisiert sind, punkten wird. „Da gibt es schon ein gewisses Potential“, sagt er. Allerdings beobachtet Berning drei Faktoren, die der AfD weiter zusetzen werden.

Am wichtigsten sei derzeit der knappe Zweikampf zwischen SPD und CDU. „Das zieht viel Aufmerksamkeit von der AfD weg“, sagt Berning. Und es entkräfte das AfD-Argument von den einheitlichen Eliten. Zweitens schade der AfD ihr innerparteilicher Zwist. Zuletzt fehle der AfD derzeit ihr wichtigstes Thema: die Flüchtlingspolitik. „Wenn wir heute noch die gleiche Situation hätten, wie vor eineinhalb Jahren, sähe es für die AfD viel besser aus“, sagt Berning. Der Mainzer Forscher sieht die AfD in NRW zwischen fünf und acht Prozent. Das sei weniger als von der Partei erhofft – ganz verschwinden werde die AfD allerdings so schnell nicht.

2016 wollte Guido Reil Vize-Chef der Essener SPD werden. Doch er verlor. Nun will er es NRW-Justizminister Thomas Kutschaty als AfD-Landtagskandidat heimzahlen.
von Thomas Schmelzer

In der AfD ist diese Problemanalyse längst angekommen – und führt zu bemerkenswerten Gedankenspielen. Alexander Gauland, Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, gab zu, dass die fehlenden Fernsehbilder der Flüchtlinge ein Grund für das schlechte Abschneiden der AfD sind. Allerdings werde es solche Bilder im Sommer wieder geben. „Deswegen habe ich gar keine Sorge, dass uns diese Themen verlassen.“  

Bis es soweit ist, bleiben der Partei vorerst nur die NRW-Wahl und ihre Werbespots. Seit der Veröffentlichung vor einer Woche hat das Video mit den Bergmännern 1211 Aufrufe erzielt. 

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