Ihre CDU stehe für soziale Marktwirtschaft und für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Nie seien so viele Menschen in Deutschland in Arbeit wie heute. Deutschland stehe gut da. Und auch in der Euro-Krise gebe es positive Entwicklungen. „Wir sind solidarisch mit den anderen Ländern der Euro-Zone, fordern aber gleichzeitig, dass die Krisenländer Eigenverantwortung zeigen und ihren Teil zur Lösung der Probleme beitragen.“
Die SPD und ihr Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück erwähnt sie nicht ein einziges Mal. Viel lieber spricht sie über die anstehenden Aufgaben. Deutschland müsse den demografischen Wandel gestalten („Die Lebensarbeitszeit muss langsam steigen“), die Ausbildung der jungen Menschen auf hohem Niveau halten und ja, auch für mehr Gerechtigkeit sorgen.
Was Merkel in der vergangenen Legislaturperiode erreichte
Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin machte sie deutlicher als ihr Vorgänger Gerhard Schröder ("ein lupenreiner Demokrat") klar, dass sie seine Anwandlungen als sportlich-durchtrainierter Halbdiktator nicht goutiert. Auch wenn darunter das deutsch-russische Verhältnis gelitten hat.
Da es in immer mehr Unternehmen keine Tarifverträge gäbe, brauche es eine Lohnuntergrenze. Gewerkschaften und Arbeitgebervertreter müssten darüber verhandeln. „Geschieht das nicht, müssen die Unternehmen gesetzlich zur Zahlung von Mindestlöhnen gezwungen werden“, sagt Merkel – und hört sich an wie Jürgen Trittin. Der kritisierte zuvor, dass Friseure in Ostdeutschland für fünf Euro die Stunde arbeiten und Verkäuferinnen in Bäckereien für 3,40 Euro die Stunde Brötchen verkaufen müssten. „Das darf so nicht bleiben.“
Was Merkel in der vergangenen Legislaturperiode verpasste
Das Verhältnis zum wichtigsten außenpolitischen Verbündeten hat sich dramatisch abgekühlt, obwohl die transrheinische Partnerschaft traditionell stark vom persönlichen Verhältnis der Spitzenleute abhängt. Mit Frankreichs neuem Präsidenten Francois Hollande hat Merkel keinen Draht gefunden, der die großen inhaltlichen Unterschiede - gerade in puncto Eurorettung - ausgleichen könnte.
Für eine Vision, wohin Deutschland für die nächsten zehn Jahre aufbrechen sollte, reichte es nicht. Und eines der wichtigsten Zukunftsthemen blieb fast gänzlich liegen: der demographische Wandel.
Warum gehen beide Parteien also nicht gemeinsam das Problem an? Was soll all die Aufregung und die Konzentration auf die andere Partei im eigenen Wahlkampf? CDU und Grüne attackieren sich offenbar deshalb so gerne, weil sie sich – fernab des Getöses und der Banalität eines Veggie Days– näher sind, als beiden lieb ist. Nicht nur beim Mindestlohn. Im Bundestag stimmten Trittin und die Mehrheit der Grünen für die Rettungspakete für Südeuropa, Und: Angela Merkel ist bei der Energiewende viel eher bereit, von der Kohle abzurücken, als die SPD.
Keine Frage: Einige Hardliner in der Union (Marks Söder, Volker Kauder) sorgen für blankes Entsetzen bei der Grünen-Basis. Doch ein Großteil der Anhänger der Ökopartei führt ein bürgerliches, fast schon spießig-konservatives Leben. Eine Mehrheit der Grünen-Wähler, so eine aktuelle Umfrage, sieht lieber Angela Merkel im Bundeskanzleramt, als SPD-Mann Peer Steinbrück. Auch andersherum können sich Unionswähler viel eher vorstellen, alternativ ihr Kreuz bei den Grünen zu machen, als bei der SPD. So ist die CDU den Grünen gefährlicher als die FDP, und die Grünen könnten der CDU ihre Wähler abwerben. Grund genug, gegen die andere Partei Stimmung zu machen. Trotz so mancher Übereinstimmung.
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