Wahlkampf CDU und Grüne pflegen ihre Hassliebe

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Ähnliche Einstellung in den wichtigen Fragen

Welche Koalitionen im Bund denkbar sind
Große Koalition aus Union und SPDVorteile: technokratisches Regieren, krisenerprobt, sichere MehrheitNachteile: schmerzhaften Reformen eher abgeneigt, schwache Opposition ist kaum als Korrektiv geeignetWahrscheinlichkeit: groß Quelle: dpa
Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen Quelle: dpa
Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP Quelle: dapd
Bürgerliche Koalition aus Union und FDP Quelle: dapd
Schwarz-grüne Koalition aus Union und GrünenVorteile: verbindet Interessen von Ökonomie und ÖkologieNachteile: vereint Wähler mit unterschiedlichem Gesellschaftsbild, wenig Schnittmengen in der WirtschaftspolitikWahrscheinlichkeit: eher gering, weil beide Parteien zunächst andere Koalitionen ausloten Quelle: dpa
Rot-grüne Koalition aus SPD und Grünen Quelle: dpa
Rot-rot-grüne Koalition aus SPD, Grünen und LinkenVorteile: Rechnerische Mehrheit im linken Lager erreichbarNachteile: Linkspartei gilt im Westen als kaum koalitionsfähig, SPD und Linke konkurrieren und misstrauen sich, Peer Steinbrück kann überhaupt nicht mit der LinkenWahrscheinlichkeit: ausgeschlossen

Ihre CDU stehe für soziale Marktwirtschaft und für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Nie seien so viele Menschen in Deutschland in Arbeit wie heute. Deutschland stehe gut da. Und auch in der Euro-Krise gebe es positive Entwicklungen. „Wir sind solidarisch mit den anderen Ländern der Euro-Zone, fordern aber gleichzeitig, dass die Krisenländer Eigenverantwortung zeigen und ihren Teil zur Lösung der Probleme beitragen.“

Die SPD und ihr Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück erwähnt sie nicht ein einziges Mal. Viel lieber spricht sie über die anstehenden Aufgaben. Deutschland müsse den demografischen Wandel gestalten („Die Lebensarbeitszeit muss langsam steigen“), die Ausbildung der jungen Menschen auf hohem Niveau halten und ja, auch für mehr Gerechtigkeit sorgen.

Was Merkel in der vergangenen Legislaturperiode erreichte

Da es in immer mehr Unternehmen keine Tarifverträge gäbe, brauche es eine Lohnuntergrenze. Gewerkschaften und Arbeitgebervertreter müssten darüber verhandeln. „Geschieht das nicht, müssen die Unternehmen gesetzlich zur Zahlung von Mindestlöhnen gezwungen werden“, sagt Merkel – und hört sich an wie Jürgen Trittin. Der kritisierte zuvor, dass Friseure in Ostdeutschland für fünf Euro die Stunde arbeiten und Verkäuferinnen in Bäckereien für 3,40 Euro die Stunde Brötchen verkaufen müssten. „Das darf so nicht bleiben.“

Was Merkel in der vergangenen Legislaturperiode verpasste

Warum gehen beide Parteien also nicht gemeinsam das Problem an? Was soll all die Aufregung und die Konzentration auf die andere Partei im eigenen Wahlkampf? CDU und Grüne attackieren sich offenbar deshalb so gerne, weil sie sich – fernab des Getöses und der Banalität eines Veggie Days– näher sind, als beiden lieb ist. Nicht nur beim Mindestlohn. Im Bundestag stimmten Trittin und die Mehrheit der Grünen für die Rettungspakete für Südeuropa, Und: Angela Merkel ist bei der Energiewende viel eher bereit, von der Kohle abzurücken, als die SPD.

Keine Frage: Einige Hardliner in der Union (Marks Söder, Volker Kauder) sorgen für blankes Entsetzen bei der Grünen-Basis. Doch ein Großteil der Anhänger der Ökopartei führt ein bürgerliches, fast schon spießig-konservatives Leben. Eine Mehrheit der Grünen-Wähler, so eine aktuelle Umfrage, sieht lieber Angela Merkel im Bundeskanzleramt, als SPD-Mann Peer Steinbrück. Auch andersherum können sich Unionswähler viel eher vorstellen, alternativ ihr Kreuz bei den Grünen zu machen, als bei der SPD. So ist die CDU den Grünen gefährlicher als die FDP, und die Grünen könnten der CDU ihre Wähler abwerben. Grund genug, gegen die andere Partei Stimmung zu machen. Trotz so mancher Übereinstimmung.

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