Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger hält wenig von der Idee der Grünen, den privaten Kauf von Lastenrädern mit 1000 Euro aus der Staatskasse zu subventionieren. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für die WirtschaftsWoche sprachen sich 62,3 Prozent der Befragten gegen eine solche Unterstützung durch den Bund aus. Fast die Hälfte (46,7 Prozent) gab sogar an, dass Staatsgelder in dieser Höhe „auf keinen Fall“ verteilt werden sollten für den Lastenrad-Kauf. Die Zahl der Befürworter ist deutlich geringer: Nur 28,6 Prozent der Bürgerinnen und Bürger wollen, dass der Bund die Anschaffung mit 1000 Euro unterstützt.
Das Lastenrad-Thema ist vor allem eine politische Frage. Denn ausgewertet nach Wahlabsicht, sind 83,1 Prozent der Unionswählerinnen und -Wähler gegen die Subvention, noch mehr Gegner gibt es nur bei der AfD mit 84,6 Prozent.
Die größten Befürworter gibt es dagegen, wenig überraschend, unter den Grünen-Wählerinnen und -Wähler: 68,4 Prozent begrüßen die Idee ihrer präferierten Partei, bei den Linken sind es mit 46,5 Prozent immerhin fast die Hälfte der Befragten.
Ob jemand in der Stadt wohnt oder auf dem Land, ist dagegen weniger entscheidend für die Unterstützung der Lastenrad-Prämie – wobei durchaus ein Stadt-Land-Gefälle zu erkennen ist: So sprechen sich 36,2 der Befragten aus Großstädten mit gutem ÖPNV-Anschluss und kurzen Wegen für einen 1000-Euro-Zuschuss aus, in dünn besiedelten Gebieten sind es dagegen nur 23,8 Prozent.
Die höchste Zustimmung für die Subvention gab es in drei norddeutschen Städten, die eine Nähe zum fahrradfreundlichen Dänemark haben: In Flensburg stimmten 40,7 Prozent für die 1000-Euro-Subvention, in Lübeck 39,9 Prozent, in Kiel 38,2 Prozent. Aber auch in Regionen, die ans Radfahrerparadies Niederlande angrenzen, ist die Zustimmung im Schnitt höher, beispielsweise in Münster (37,3 Prozent) und Osnabrück (35,8 Prozent).
Berlin, das mit seinem Bezirk Prenzlauer-Berg quasi das Klischee vom Lastenrad-Liebling erfüllt, belegt dagegen nur den 26. Platz unter den Städten mit den höchsten Zustimmungsraten: 33,9 Prozent sprechen sich in der Hauptstadt für einen Lastenrad-Zuschuss aus.
Die größte Ablehnung gibt es dagegen im Osten, wo die Spitzenplätze mit den meisten Nein-Stimmen von drei Regionen aus Thüringen eingenommen werden: In Schmalkalden-Meiningen stimmten 77,2 Prozent der Befragten gegen die Lastenrad-Subvention, gefolgt vom Wartburgkreis (76,8 Prozent) und Sonneberg (76,1 Prozent).
Erheblichen Einfluss auf die Meinung zur Lastenrad-Subvention hat auch das Alter: Unter den 30- bis 39-Jährigen, die in der Regel wohl am meisten zu tun haben dürften mit dem Transport von (Klein-)Kind und Kegel, ist die Zustimmung am größten mit 41,9 Prozent, bei den 18- bis 29-Jährigen sind es ebenfalls 35,7 Prozent. Die größte Ablehnung gibt es dagegen bei den Über-65-Jährigen: Mit 72,6 Prozent spricht sich in dieser Altersgruppe ein Großteil gegen die Lastenrad-Subvention aus.
Am Ende vor allem auch eine Frage des Geldes, ob sich jemand ein Lastenrad leisten kann. Die Preise für einfache Fahrrad-SUVs beginnen bei um die 2000 Euro, E-Bike-Versionen können auch 4000 Euro und mehr kosten.
Vorgeschlagen worden war die Idee mit der Milliarden-Subvention vom Grünen-Bundestagsabgeordneten Sven-Christian Kindler in einem Zeitungsinterview, Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock unterstützte den Vorschlag. Es solle keine „absolute Ungleichheit“ geben zu der bestehenden Förderung von 6000 Euro für Elektroautos, sagte sie. Mit Lastenrädern könnten auch Menschen etwa ihre Einkäufe nach Hause bringen, die keinen Führerschein haben oder nicht Auto fahren wollten oder könnten.
Civey hat für die WirtschaftsWoche nach eigenen Angaben vom 23. bis 24. August 7502 wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger befragt.
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