Am 26. September ab kurz nach 18 Uhr wird eine Vokabel wieder in Dauerschleife durch die politische Arena kreisen: der Regierungsauftrag. Nur dass dieser Auftrag ein ziemlich flüchtiges Ding ist, mehr Behauptung statt einklagbarem Anspruch, kurzum: eine Machtprobe erster Güte. Bei wem er landen wird, könnte eine Zeit lang ziemlich unklar bleiben, vielleicht sogar heftig umkämpft.
Bei dieser Wahl konkurrieren bekanntlich zwei Kanzlerkandidaten und eine -kandidatin um die Nachfolge Angela Merkels. Was den meisten aber bisher kaum bewusst ist: Tatsächlich könnten – Stand heute – alle drei am Ende die Regierung anführen. Denn Armin Laschet lacht zu viel. Die Olaf-Scholz-Inzidenz steigt erst langsam. Und nicht einmal Annalena Baerbocks Traum vom Kanzleramt ist schon geplatzt, aller Patzer zum Trotz.
Der Wahlkampf mag bisher bieder plätschern, verliebt in Lappalien, Skandälchen und Charakterdefizite. Aber an der Wahl selbst ist ganz und gar nichts langweilig: sieben Wochen vor der Entscheidung ist das Ende offen wie selten. Drei mögliche Kanzler(innen), mehrere Koalitionsoptionen, dazu wirtschaftspolitisch doch ziemlich konträre Ansichten – von wegen dröge. Man muss halt nur hinsehen. Die Spannung steckt im Detail.
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