Wahlkampfwerbung Die heimlichen Sieger der Wahl

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15 Prozent der Aufsteller werden verwüstet

So teuer werden die Wahlversprechen der Parteien
Die Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln rechnen mit den Parteiprogrammen der Parteien ab. Sie haben sich die steuerlichen Auswirkungen der Wahlversprechen angesehen. Ein Überblick:CDU/CSU Besonders teuer kommt die Wähler die Sozialpolitik zu stehen: Hier fallen fiskalische Mehrbelastungen von 21,2 Milliarden Euro an, wovon 9,4 Milliarden Euro durch die Steuerpolitik wieder reingeholt werden. Bei Umsetzung des Programms sind also unterm Strich noch 12 Milliarden Euro über zusätzliche Abgaben einzutreiben. Deshalb wird das BIP nach fünf Jahren einen Rückstand von 0,1 Prozent aufweisen, schätzt das IW. Der Beschäftigungsstand läge knapp 100.000 Personen hinter dem Status-quo-Szenario. Quelle: dpa
SPDDie Sozialpolitik fällt bei der SPD sogar weniger ins Gewicht, als bei der Union: Hier wären es 18,2 Milliarden Euro. Zusammen mit der Steuerpolitik (40,9 Mrd.) fallen allerdings insgesamt 59,1 Milliarden Euro an, die durch zusätzliche Abgaben wieder hereingeholt werden müssen. Das BIP würde daher nach fünf Jahren um 0,7 Prozent geschrumpft sein, und der Beschäftigungsstand läge um 300.000 Menschen niedriger. Quelle: dpa
FDPEinzig das Programm der Liberalen würde sich laut IW nicht messbar auf Wachstumsprozess und Beschäftigungsstand auswirken und im Vergleich zu den anderen Parteien die geringsten Risiken bergen. Allerdings bliebe die FDP manche Konkretisierung schuldig, so die Forscher. Die Mehrausgaben in der Sozialpolitik sind mit 4 Milliarden Euro gering; durch Minderausgaben in der Steuerpolitik von 5,5 Milliarden bliebe unterm Strich eine Minderbelastung von 1,5 Milliarden Euro. Quelle: dpa
Bündnis 90/Die GrünenDie Pläne von Bündnis 90/Die Grünen verursachen Mehrbelastungen von 59,7 Milliarden Euro, zusammengesetzt aus 14,2 Milliarden für Sozial- und 45,5 Milliarden Euro für Steuerpolitik. Dadurch wären wie bei der SPD 300.000 Jobs gefährdet und das BIP würde um 0,7 Prozent zurückgehen. Dabei seien die zu erwartenden negativen Investitionsanreize infolge einer Vermögensteuer und deren beschäftigungsfeindliche Wirkung noch gar nicht eingerechnet, so das IW. Quelle: dpa
Die LinkeDie höchste Mehrbelastung für die Bürger und den Staatshaushalt ergibt sich laut IW aus den Plänen der Linken mit sage und schreibe 160,8 Milliarden Euro pro Jahr. Ausschlaggebend dafür sind vor allem die Steuerpläne sowie die Rücknahme aller bisherigen Rentenreformen: denn die Einsparungen in der Sozialpolitik (-10,2 Mrd.) werden durch 171 Milliarden Euro Mehrausgaben bei der Steuerpolitik mehr als aufgefressen. Der Beschäftigtenstand würde gegenüber dem Status Quo um 800.000 sinken, das BIP würde um 1,9 Prozent einbrechen. Quelle: dpa

Welchen Einfluss die Plakate auf die Wahlentscheidung haben, ist umstritten. Einige Wähler scheinen sie jedoch so stark zu provozieren, dass bei jedem Einsatz rund 15 Prozent der "Wesselmänner" Vandalismus zum Opfer fallen. Dass die Plakate der Parteien überklebt werden, sei da noch verhältnismäßig harmlos, sagt Wesselmann. Einige Tafeln würden schlicht geklaut, andere in Brand gesteckt. "Das ist ein erheblicher finanzieller Schaden." Dementsprechend arbeiteten seine Mitarbeiter nicht nur daran, die Holztafeln zu verteilen und wieder einzusammeln. Die Plakatständer müssen häufig repariert und neu verleimt werden.

Seit den 60er Jahren plakatieren die Wesselmänner für deutsche Parteien im Wahlkampf. Vater Wesselmann fuhr damals in seinem BMW Dixi, in dem er selbst kurz zuvor geheiratet hatte, mit einem CDU-Logo auf der Tür hinter dem Auto von Konrad Adenauer her. Seit dessen Tod vor drei Jahren leitet sein Sohn das Unternehmen.

Penible Dokumentation

Nach einem Wahlkampf haben Wesselmann und seine Mitarbeiter "mehr als einmal mit ganz Deutschland telefoniert", sagt der Geschäftsführer. Jede Kommune und teilweise sogar jedes Dorf erteile die Genehmigungen zum Plakatieren unabhängig voneinander. Hat das Unternehmen die Erlaubnis loszulegen, geht es an die Standortsuche. In Datenbanken dokumentieren die Wesselmänner penibel, welche Orte infrage kommen. So dokumentierten Wesselmanns Mitarbeiter zum Beispiel, ob ein Baum, neben dem ein Aufsteller im letzten Jahr noch Platz hatte, so groß geworden ist, dass der Standort wegfällt.

Auch wenn Plakatwerbung in Zeiten sozialer Netzwerke unmodern erscheint - eine Bedrohung für die Wesselmänner ist das Internet auf absehbare Zeit nicht. Wahlkampfforscherin Holtz-Bacha sieht den Vorteil der Plakate darin, dass kaum ein Wähler an ihnen vorbeikommt - "trotz langweiliger Motive".

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