Wahlsager

Die Wahlrechts-Lüge

Seite 2/5

Aktuelle Projektion mit neuem Wahlrecht

Die Alternative für Deutschland darf zu den Bundestagswahlen antreten. Parteichef Lucke will ihren Bekanntheitsgrad steigern, um die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen. Doch der Erfolg ist von äußeren Umständen abhängig.
von Ferdinand Knauß

Wir wollen ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen. Dazu haben wir versucht, auf die aktuelle Projektion das neue  Wahlrecht anzuwenden. Zunächst müssen dafür Erst- und Zweitstimmenergebnisse für die Länder errechnet werden. Da beide unbekannt sind, arbeiten wir mit folgenden Näherungswerten:

  • Für die Erststimmen verwenden wir die Prognosen von election.de für alle Wahlkreise. Sie haben  zum einen in der Vergangenheit recht genau die tatsächlichen Ergebnisse getroffen und decken sich außerdem größtenteils mit den Ergebnissen von 2009.

  • Für die Zweitstimmen übertragen wir eine aktuelle Projektion (KW 25) auf die Bundesländer. Dafür setzen wir zunächst die Zweitstimmenanteile der Parteien in den Ländern im Verhältnis zum jeweiligen Bundesergebnis einer Partei. Diese Proportionen übertragen wir dann auf die aktuelle Projektion. Ein Beispiel: Im Saarland erreichte die CDU (ohne CSU) 2009 30,7 Prozent der Zweitstimmen, bundesweit waren es 33,8 Prozent. Das saarländische Ergebnis entsprach also 90,98 Prozent des bundesweiten Wertes. Auf die aktuelle Projektion von 40,2 Prozent für die CDU im Bund übertragen bedeutet das, dass die CDU im Saarland 36,5 Prozent der Stimmen erreichen würde.

Mit den Ergebnissen verfahren wir dann wie es der Bundeswahlleiter am 22. September auch tun wird. Zunächst werden mit dem Höchstzahlverfahren nach Saint Laguë (LINK http://de.wikipedia.org/wiki/Sainte-Lagu%C3%AB-Verfahren) die Sitze entsprechend der Zweitstimmen in den Ländern verteilt. Dabei wird jeweils die doppelte Zahl der Direktmandate in Sitzen ausgewiesen. Wenn eine Partei mehr Direktmandate als Listenmandate holt, ergibt sich aus der Differenz die Anzahl der Überhangmandate.

Schon an dieser Stelle zeigt sich, warum die Anzahl der Sitze im nächsten Bundestag wohl deutlich  unter der für 2009 errechneten Zahl von 674 liegen wird. Grundsätzlich ergeben sich Überhangmandate, wenn eine Partei in einem Land ein eher schwaches Zweitstimmenergebnis erringt, zugleich aber viele Direktmandate holt. Das traf zuletzt vor allem auf die CDU holt, die fast in allen Bundesländern die Mehrzahl der Direktmandate gewann. Bei der bevorstehenden Wahl wird die CDU aller Voraussicht nach aber ein deutlich besseres Ergebnis als bei der vergangenen Wahl holen. Sollte sie die aktuell erhobenen 40 Prozent holen, würde es sogar in einigen Bundesländern, in denen die CDU alle Mandate holt, keine Überhänge geben!

Für die aktuelle Projektion (unter der Annahme, dass die FDP den Sprung ins Parlament mit 5,0 Prozent knapp schafft) ergeben sich insgesamt 10 Überhangmandate:

 

 

CDU/CSU

SPD

Listen-

mandate

Direkt-

mandate

Überhang-

mandate

Listen-

mandate

Direkt-

mandate

Überhang-

mandate

Schleswig-Holstein

9

9

0

7

2

0

Mecklenburg-Vorpommern

6

6

0

3

0

0

Hamburg

4

1

0

4

5

1

Niedersachsen

25

16

0

20

14

0

Bremen

1

0

0

2

2

0

Brandenburg

7

1

0

6

8

2

Sachsen-Anhalt

8

9

1

4

0

0

Berlin

8

5

0

6

3

0

NRW

53

37

0

43

27

0

Sachsen

16

16

0

6

0

0

Hessen

18

17

0

13

5

0

Thüringen

7

9

2

4

0

0

Rheinland-Pfalz

14

13

0

8

2

0

Bayern

49

45

0

18

0

0

Baden-Württemberg

34

37

3

18

1

0

Saarland

3

4

1

3

0

0

gesamt

262

225

7

165

69

3

davon CSU:

25

45

 

 

 

 

 

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