Vor allem aber setzen sie auf das Thema Arbeitslosigkeit. Wenn die hoch ist, so ihre Annahme, hilft das der Opposition, ist sie niedrig, der Regierung. Bei vergangenen Wahlen in den USA haben sie das Ergebnis recht gut getroffen. Ob das auch in Deutschland klappt, ist aber fraglich, da die Arbeitslosigkeit bei dieser Wahl erstmals nur eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint.
Das Modell von election.de basiert neben der Aggregation von Umfrageergebnissen auf Prognosen für einzelne Wahlkreise. Der Macher Matthias Moehl gibt zudem an, dass er Informationen über Stimmensplitting und taktisches Wahlverhalten einbeziehe, wie genau das funktioniert, behält er aber für sich. Das Modell hat bei vergangenen Wahlen recht gut funktioniert und zudem den Vorteil, dass es mit den Wahlkreisschätzungen eine neue Information erschließt, die sonst außen vor bleibt.
Im deutschen Verhältniswahlrecht wirken sich die Erststimmenergebnisse – gerade nach der Wahlrechtsreform – jedoch kaum auf die Sitzverhältnisse aus. Zudem sind sie in den meisten Kreisen sehr stabil. Auch die Tatsache, dass über die konkrete Methode wenig preisgegeben wird, macht eine Bewertung des Modells schwierig.
Ein besonders einfaches quantitatives Verfahren ist das naive Sonntagsmodell. Dafür werden die vergangenen drei Wahlergebnisse mit der aktuellen Sonntagsfrage kombiniert. So soll die tendenzielle Überzeichnung der Stimmungen in Umfragen ausgeglichen werden, ohne Transparenz einzubüßen. Darin liegt auch der Vorteil dieser Prognose. Liegen jedoch beide Quellen falsch, potenzieren sich diese Mängel. Der Prognose fehlt an dieser Stelle die Korrektur durch eine Variable, die zumindest ansatzweise unabhängig wäre. Zudem ist das Modell neuen Parteien gegenüber tendenziell zu skeptisch.
Prognosemärkte wie PESM oder die Handelsblatt-Wahlbörse übertragen die Marktprinzipien auf die Vorhersage von Wahlergebnissen. Dabei kaufen die Teilnehmer „Anteile“ von Parteien zum Kurs der aktuellen Umfragewerte, wenn diese dann steigen können sie mit Gewinn verkaufen. Dahinter steckt die Annahme, dass der Markt den fairen Preis – also die tatsächliche Stimmungslage – am besten kennt.
Bei Wahlen in den USA haben diese Börsen bereits erstaunlich gute Vorhersagen geliefert. Sie haben den Vorteil, dass bis zum Wahltag gehandelt werden, auch kurzfristige Stimmungsschwankungen können so abgebildet werden. Es bleibt jedoch fraglich, auf Basis welcher Informationen die Marktteilnehmer ihre Entscheidungen treffen. Womöglich werden ihre eigenen Einschätzungen durch die veröffentlichten Umfragen verzerrt.
Denn überzeugten Marktgläubigen wird dieser Einwand nicht abschrecken: Wenn die Menge der Teilnehmer nur groß genug ist, sollten sich diese Verzerrungen ausgleichen. Der gewichtigste Einwand basiert deshalb auch darauf, dass einige der Börsen nicht wie echte Märkte funktionieren. So kommt es beispielsweise auf der Handelsblatt-Wahlbörse regelmäßig zu massiven Verzerrungen, weil der Handel kostenlos ist. Das können Anhänger einzelner Parteien nutzen, um die Werte ihrer Partei nach Oben zu treiben. Gerade in den Reihen der AfD scheint es viele solcher Überzeugungstäter zu geben.