Wahlwette WiWo-Leser überschätzen liberalen Flügel

Die WiWo-Leser waren sich sicher: Sowohl FDP als auch AfD schaffen es in den Bundestag. Doch beide Parteien haben den Einzug verpasst - knapp zehn Prozent der Wähler werden im nächsten Bundestag nicht repräsentiert.

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In den Bundestag eingezogen ist die Alternative für Deutschland nicht. Sprecher Bernd Lucke freut sich trotzdem. Obwohl es die Partei erst seit wenigen Monaten gibt, holte sie 4,8 Prozent der Wählerstimmen. Quelle: REUTERS

Es war wohl auch die Hoffnung, die viele der Teilnehmer der WiWo-Wahlwette zur Abgabe ihres Tipps motiviert hat. Ihnen ging es nicht so sehr um das Ergebnis, dass der Realität am nächsten kommt, ihnen ging es darum, dass ihre Meinung eine Stimme im Bundestag findet. Rund 200 Prognosen zu den Wahlergebnissen der einzelnen Parteien haben uns bis Sonntachnachmittag per E-Mail, Twitter und Facebook erreicht. Die meisten davon überschätzten das Ergebnis der beiden liberalen Kräfte, der AfD und der FDP.

Im Gegensatz zu den vergangenen Wahlwetten schnitten die Prognosen der WiWo-Leser deshalb schlechter ab als die der Umfrageinstitute. Die FDP sahen die Teilnehmer der WiWo-Wahlwette bei 5,9 Prozent, die Alternative für Deutschland mit 5,8 Prozent knapp dahinter. Doch beide Parteien verpassten den Einzug in das Parlament, das reale Wahlergebnis lag ein Prozentpunkt unter der durchschnittlichen Prognose.

Die Umfrageinstitute hatten da genauere Ergebnisse: Zwar ist auch die FDP bei den letzten Umfragen vor der Wahl mit fünf bis sechs Prozent noch zu hoch bewertet, das Ergebnis der AfD trifft mit 4,7 Prozent die Vorhersage der Forschungsinstitute mit 4,5 Prozent allerdings ziemlich genau.

Die Union hingegen haben sowohl die WiWo-Leser wie auch die Umfrageinstitute vor der Wahl deutlich unterschätzt. Bei Allensbach, Emnid und Forsa lagen die Christdemokraten zwei Tage vor der Wahl bei 39 bis 40 Prozent, bei unserer Wahlwette kam die Union allerdings auf nur 38 Prozent.

Relativ genau hingegen trafen die Erwartungen bei den Grünen und den Linken zu: Die Grünen bewerteten die Umfrageinstitute wie auch die Teilnehmer der Wahlwette mit 9,2 Prozent (Wahlergebnis: 8,4 Prozent) etwas zu hoch, das Ergebnis der Linken traf mit 8,6 Prozent allerdings beinahe genau das Wahlwetten-Ergebnis von 8,7 Prozent. Auch die SPD schätzten die WIwo-Leser ähnlich wie die Umfrageinstitut auf 26 Prozent und kamen damit dem Wahlergebnis von 25,7 Prozent sehr nahe.

Die Gewinner der Wahlwette

Dem realen Ergebnis am nächsten kam die Wette des Facebook-Nutzers mit dem Nicknamen "Seri Jöst". Sein Tipp: CDU 41 Prozent, SPD 26 Prozent, Grüne 8,5 Prozent, Linke 8 Prozent, FDP 5,5 Prozent und für die AfD 4 Prozent. Damit ist sein Tipp nur um 2,8 Prozentpunkte vom tatsächlichen Ergebnis abgewichen. Sein Gewinn: Die WirtschaftsWoche lädt ihn zu einem Tag in der Redaktion ein, inklusive Anreise aus Deutschland und einem Brunch mit WiWo-Chefredakteur Roland Tichy.

Platz Zwei belegte der Schweizer Unternehmer Achim von Montigny, der seinen Tipp per Twitter einsendete. Seine Wahlwette wich um 4,2 Prozentpunkte vom tatsächlichen Wahlausgang ab. Platz Drei geht an den Facebook-Nutzer Fritz Kistenpfenning, dessen Tipp um 4,5 Prozentpunkte abwich.

Trotzdem, auch sie dürfte das Wahlergebnis zumindest in einer Hinsicht überrascht haben: Wie die meisten der Teilnehmer der Wahlwette gingen auch die drei besten Tippgeber davon aus, dass zumindest FDP - wenn auch knapp - den Einzug in den Bundestag schaffen würde. „Es gibt doch noch Menschen mit einem großen Herzen. Es finden sich genug Wähler, die aus Mitleid der FDP zu 5 Prozent + x verhelfen", schrieb so auch BWL-Student Felix Brüggemann in einem sarkastischen Kommentar per E-Mail.

Eine Anlayse, mit der er falsch lag. Die Zweitstimmenkampagne der FDP zündete diesmal nicht richtig, was sich auch durch das starke Ergebnis der Alternative für Deutschland erklärt. Nach Berechnungen von infratest dimap wanderten rund 430.000 ehemalige FDP-Wähler zu den Euro-Kritikern.

Mit seiner Schätzung zur Piratenpartei kam Felix Brüggemann dem realen Ergebnis relativ nahe. Er vermutete das Ergebnis der Piraten bei 2,8 Prozent und wich damit um 0,6 Prozentpunkte von dem Wahlergebnis von 2,2 Prozent ab. Für das schlechte Abschneiden der Piraten trotz NSA-Skandals fand Brüggemann ebenfalls eine Erklärung: "Forscher haben in einer empirischen Studie einen linearen Zusammenhang zwischen der Veröffentlichung des Videospiels GTA V und der Abwesenheit der Piratenmitglieder an den Urnen statistisch beweisen können", kommentierte der 25-Jährige sarkastisch.

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