Walther Otremba Kreativer Geist

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Unter Kollegen gilt Otremba als kreativer Geist, persönlich zugänglich und integer. Lafontaine-Nachfolger Hans Eichel (SPD) holte ihn deshalb aus der politischen Verbannung zurück und ließ sich von ihm in Grundsatzfragen der Finanzpolitik und Wirtschaftsförderung beraten. Danach leitete der passionierte Schachspieler vier Jahre lang die Bundesanstalt für Post und Telekommunikation. Jetzt arbeitet Otremba für Wirtschaftsminister Glos, mit dem er täglich seine Vorschläge bespricht. Sein Büro hat er im ersten Stock des historischen Invalidenhauses, das Preußenkönig Friedrich II. einst für kriegsversehrte Soldaten bauen ließ. Der schlichte Schreibtisch wirkt angesichts der hohen Decken winzig, die Wände sind – bis auf Fotografien seiner vier Kinder – bilderlos. Jedes Wochenende zieht es Otremba zurück zu seiner Familie nach Sankt Augustin. Dort wohnt er zwischen Ex-Außenminister Klaus Kinkel, KfW-Chefin Ingrid Matthäus-Maier und weiterer Politprominenz. Auf den langen Fluren des Gebäudes nahe des Berliner Schifffahrtskanals will Otremba langfristig „weniger Häuptlinge, mehr Indianer“ sehen. Vorbild ist das wesentlich straffer geführte Bundesfinanzministerium. Er will dem Haus zu einem neuen Image verhelfen: als „Ministerium für Wirtschaftlichkeit“, das künftig jede sozialpolitische Initiative auf wirtschaftliche Verträglichkeit prüft. Keine Mindestlöhne, eine stärkere Liberalisierung im Arbeitsrecht. „Wir brauchen radikale Schritte auf dem Arbeitsmarkt“, sagt er und lobt auch den Ansatz von Friedrich Merz in der Steuerpolitik. „Wenn wir immer alles gleich in Harmoniesoße kippen, kommen wir doch nie voran.“

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