Was ist Gerechtigkeit? Die Antwort der Reichen

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Wolfgang Grupp: „Die Gerechtigkeitsgesellschaft ist außer Betrieb"

Der Familienunternehmer Wolfgang Grupp wiederum findet aus ganz anderen Gründen, dass „die Gerechtigkeitsgesellschaft außer Betrieb" ist und geht mit einigen seiner Kollegen hart ins Gericht: „Den Unanständigen werden zu viele Rechte eingeräumt. Das gilt für Investmentbanker, die mit dem Geld anderer Leute jonglieren und für deren Fehleinschätzungen der Steuerzahler geradestehen muss. Das gilt für Unternehmer, die ihr persönliches Vermögen in die Schweiz retten, bevor sie Insolvenz anmelden. Und das gilt für Manager, die für ihre Fehlleistungen mit keinem Cent geradestehen müssen.“

WirtschaftsWoche Ausgabe 19/2017

Die von einigen Reichen gern unterstellte „Neidgesellschaft“ hält Grupp übrigens für eine Fiktion. Was aber ist es dann was uns so sehr reizt an den Reichen? Und was ist das überhaupt: Reichtum? Vielleicht hilft es, sich die Reichen als Projektionsfläche eines modernen Inbegriffs von Glück vorzustellen: Reich ist nicht, wer zwei Millionen Euro sein Eigen weiß, sondern wer auch das Vermögen besitzt, von den Mühen des Gelderwerbs absehen zu können.

Eben hierin liegt ja die Provokation der spätmittelalterlichen Märchen, die unsere Vorstellung vom Reichtum bis heute prägen: dass der Reiche sein Wohlergehen nicht seiner Arbeit oder seinem Leistungswillen verdankt, sondern einem nie versiegenden Füllhorn – und dass sein Reichtum ihm die Zeit schenkt, sich den schönen Dingen des Lebens zu widmen.

Anders gesagt: Die Reichen faszinieren uns, weil sie sich den Imperativen der modernen Arbeitswelt entziehen, ihre Partner verwöhnen, mit den Kindern spielen und so lange schlafen können, wie sie wollen – weil für sie nicht time is money gilt, sondern money is time.

Neugierig geworden? Für die Titelgeschichte der  WirtschaftsWoche 19 haben Reporter u.a. den Drogerie-Unternehmer Götz Werner getroffen und SAP-Gründer Dietmar Hopp gefragt, ob er sich von Neidgefühlen verfolgt wähnt. Schauen Sie dem Reichtum ins Gesicht. Leihen Sie dem Reichtum Ihr Gehör: Mit dem WiWo-Digitalpass erhalten Sie die Ausgabe 18 bereits am Donnerstagabend in der App oder als eMagazin. Alle Abo-Varianten finden Sie auf unserer Info-Seite.

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