Siemens Healthineers gehört seit dieser Woche zum Dax. Auf dem „Weltmarktführer Innovation Day“ in Erlangen äußert sich CEO Bernd Montag zu weiteren Übernahmen, neuen Geschäftsbereichen und möglichen Innovationen.
WirtschaftsWoche: Wie fühlt es sich an, im Dax zu sein? Sind Sie zufrieden mit dem ersten Handelstag?
Bernd Montag: Das ist einerseits für das Team eine ganz große Bestätigung für die Arbeit, die seit Jahren und auch insbesondere seitdem Börsengang 2018 gemacht worden ist. Andererseits ist es auch für Deutschland sehr gut, ein Unternehmen im Dax zu haben, das für die Gestaltung der Medizin von morgen steht. Und deswegen fühlen wir uns alle sehr gut.
Früher waren Sie vor allem im Geschäft mit bildgebender Diagnostik wie Computertomographien und Ultraschall tätig. Jetzt machen sie immer mehr im Bereich der Molekulardiagnostik wie beispielsweise Coronatests. Noch ist das zwar ein kleiner Bereich, aber könnte Corona Siemens Healthineers nachhaltig verändern?
Wir haben jetzt mit der Übernahme des US-Krebsspezialisten Varian einen Riesenschritt für eine andere Pandemie gemacht, nämlich für eine moderne Behandlung von Krebs. Nach Corona werden wir uns darauf besinnen, ob und wenn ja, welcher Handlungsbedarf bei anderen Themen besteht und schauen, wo wir einen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung leisten können. Aktuell ist erst einmal unser Fokus bei dem Thema Krebs voranzukommen.
Die Übernahme von Varian hat 16 Milliarden Dollar gekostet. Planen Sie noch weitere Zukäufe und haben Sie dafür auch noch Kapital?
Jetzt ist es zunächst einmal wichtig, dass wir bei dem Thema Krebs so gut bleiben wie wir sind. Und im Wesentlichen sind Zukäufe für uns Mittel zum Zweck. Damit wollen wir unsere Strategie umsetzen, um eine immer präzisere Medizin zu erreichen, um die Digitalisierung der Medizin voranzutreiben, aber auch um den medizinischen Fortschritt für jeden Menschen überall auf der Welt möglich zu machen. Wenn es Unternehmen gibt, die dazu reinpassen, dann werden wir schon Mittel und Wege finden. Aber wir haben jetzt mit Varian einen großen Schritt gemacht. Das werden wir nicht jährlich wiederholen.
Sie setzen bei Siemens Healthineers zunehmend auch auf digitale Services, auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz und cloudbasierte Anwendungen. Wo sehen Sie noch Innovationspotenzial in der Medizintechnik?
Wir machen nicht das eine „Big Thing“ im Sinne von Steve Jobs. Sondern wir treiben drei Themen voran. Das eine ist eine immer präzisere Abbildung, beispielsweise mit unserer Anwendung des digitalen Zwillings. Wir wollen dabei helfen, den Patienten so komplett wie möglich zu verstehen.
Das zweite ist die Präzisionstherapie. Wir wollen mit Robotik, mit gezielter Bestrahlung und mit genau dem richtigen Medikament die Therapie begleiten. Als drittes Thema und Bindeglied setzen wir auf Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und alle möglichen Servicemodelle, die dadurch möglich werden. Das sind die drei technologischen Felder, die wir vorantreiben. Ich bin davon überzeugt bin, dass das die drei Schlüsselkompetenzen für die Medizin der Zukunft sind.
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