Die E-Tretroller kommen. Juhu! Ich freue mich drauf. Die Geräte sind sogar noch so neu, da gibt es noch nicht mal einen einheitlichen Namen für.
E-Tretroller: Eigentlich ein blöder Name, weil man sie ja nur symbolisch ein, zwei Male zu Beginn der Fahrt lostreten muss.
E-Scooter: Steht sowohl für elektrische Tretroller als auch für Motorroller und sogar Skateboards mit Lenkstange. Diesen Begriff verwenden die meisten so: „E-Scooter, also diese Tretroller, nicht die Motorroller oder so.“ Das hält im Alltag zu sehr auf.
E-Stehroller: Trifft die Fahrweise am besten und ist gut unterscheidbar.
Ich wähle also „E-Stehroller“, in der Überschrift bleibt aber Tretroller, denn wer googelt heute schon Stehroller? So.
Also diese E-Stehroller kommen jetzt. Und weil wir Deutschen mal wieder so angstlahm sind, können wir als feige Nachzügler schon direkt die Fehler der mutigeren Nationen vermeiden. Wenn schon spät, dann wenigstens gut. In Städten wie Paris, Madrid, Wien und San Francisco kristallisieren sich bereits folgende Probleme raus:
1. Die Fahrt mit E-Stehroller ist auf Gehwegen zu gefährlich. (Erlaubt Deutschland gar nicht erst. Check!)
2. Die E-Stehroller sind mit 25 Stundenkilometern in der Spitze zu schnell. (Deutschlands Roller dürfen nur 20 km/h. Check!)
3. Miet-E-Stehroller werden von den Mietern nach der Fahrt kreuz und quer auf Gehwegen abgestellt, wo sie leicht umkippen. Bei mehreren nebeneinander dank des Dominoeffekts gleich reihenweise im wahrsten Sinne. Das sieht dann sehr deprimierend aus. Hier reagieren die ersten Städte weltweit und zwingen E-Stehroller-Fahrer mitunter, die Roller nur noch in speziellen Parkzonen abzustellen. Das nimmt dem ganzen Konzept natürlich einen großen Teil seiner Leichtigkeit und Flexibilität. In Deutschland ist klar geregelt: Die neuen Roller sind abzustellen wie Fahrräder. Also auch auf dem Gehweg.
Was aber keiner auf dem Zettel hat, ist das, was ich den SMS-Effekt nenne. Damals war die Idee: Umständlich über die Handytastatur Texte eintippen wie bei einem ollen Pager, statt mal eben schnell anzurufen. Heute wissen wir, was die Welt von Textnachrichten hält. Das war einfach nicht absehbar.





Und ich behaupte: Wir werden uns noch genauso die Augen reiben, wie die Elektrokleinstfahrzeuge den Autoverkehr auf den Straßen revolutionieren werden. In einem Bereich, der uns noch gar nicht vorschwebt. Denn: Wenn keine Radwege da sind, müssen die Roller zu den Autos auf die Fahrbahn.
Nehmen wir exemplarisch mal die Detmolder Straße in Bielefeld. Eine vierspurige Ausfallstraße, die auch noch von Stadtbahnen benutzt wird. Dort war die Stadtverwaltung so, ja, dösig, bei der Renovierung vor wenigen Jahren auf Radwege zu verzichten. Wenn dort die Leute nach Feierabend gerne schnell nach Hause möchten, liegt die allgemeine Reisegeschwindigkeit stadtauswärts bei rund 60 km/h. Und weil viele Leute nicht gerne das eierige Gequietsche von Bahnschwellen unter den Reifen haben, wechseln die Autofahrer ständig die Spur. Jeder Radfahrer kennt so eine Horror-Straße.
Und jetzt Sie dazwischen auf dem E-Stehroller leicht bergauf mit 18 km/h. In kurzer Hose, T-Shirt, ohne Helm. Aber mit einer hell tönenden Glocke am Lenker. Wenn Sie dann mitten auf Ihrer Spur fahren, werden Sie von Taxifahrern angehupt, wenn Sie eingeschüchtert ganz rechts auf Ihrer Spur fahren, werden Sie von Mercedes-AMG-Fahrern so nah überholt, dass Sie den Luftzug des Außenspiegels an Ihren Händen spüren. Wie den Hauch des Todes.