Der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Hotelgruppe Motel One, Dieter Müller, kritisiert, dass größere Unternehmen bei den Coronahilfen der Bundesregierung benachteiligt werden. „Das ist Wettbewerbsverzerrung“, sagte Müller der WirtschaftsWoche. Müller bemängelte, dass die Überbrückungshilfen bis zum vergangenen Herbst nur für kleine und mittlere Unternehmen galten. Auch von den Novemberhilfen sei er enttäuscht. Er habe auf 25 Millionen Euro gehofft – die Hilfen sind jedoch auf eine Million Euro begrenzt. „Wir haben bislang 50.000 Euro als Abschlagszahlung erhalten. Für die gesamte Gruppe mit 75 Hotels. Das ist ein Witz.“ Besonders bitter stoße ihm auf, dass in der Öffentlichkeit suggeriert werde, dass seine Branche großzügig mit Staatsmilliarden beschenkt wird. „Man hat den Eindruck, dass die Bundesregierung die Mittelständler um ihre Existenz bringen will“, sagte Müller. Für das Jahr 2020 rechnet Müller für seine Gruppe mit einem Verlust von 100 Millionen Euro – nach einem Vorsteuergewinn von 166 Millionen Euro im Vorjahr.
Der Düsseldorfer Hotelier Otto Lindner, dessen Familie 27 Hotels in sieben Ländern führt, fühlt sich beim Hin- und Her um die Coronahilfen an Tricks von Hütchenspielern erinnert. „Unser Grundproblem ist: Wir kommen gegen das politische Narrativ nicht an. Scholz und Altmaier stellen sich immer wieder als große Unterstützer ins Fernsehen, verkündigen eine Bazooka nach der anderen – und schieben uns dann ins Kleingedruckte ab.“ Was Lindner, der auch Vorsitzender des Hotelverbands Deutschland ist, aufregt: Dass die deutschen Minister die Verzögerungen auf Abstimmungen mit der EU schieben. Lindner führt auch ein Hotel in Wien. „Die Novemberhilfe in Österreich hat von Antrag bis Auszahlung nur sieben Arbeitstage gedauert, die Dezemberhilfe läuft genau so reibungslos. Deutschland scheint in einer EU zu sein – Österreich in einer anderen“, sagte er.
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