
HB DÜSSELDORF. Mit einem flächendeckenden Autobahn-Verbot für Lastwagen versucht Nordrhein-Westfalen ein winterliches Verkehrschaos abzuwenden. Die Behörden in dem bevölkerungsreichsten Bundesland mit seinen vielen wichtigen Verkehrsknoten verbannten in der Nacht zum Montag alle Lkw jenseits der 7,5 Tonnen von den Autobahnen. Damit stand die Berufskraftfahrt in NRW just zum Wochenanfang nahezu still. Auch im übrigen Bundesgebiet hielten die Verkehrsprobleme meist an.
Trotz des Fahrverbots verursachten in der Nacht zum Montag mehrere Lastwagen Unfälle. Wie die Kölner Polizei mitteilte, fuhren auf der Autobahn 61 bei Gymnich und am Kreuz Meckenheim jeweils in Richtung Venlo zwei Lastwagen in die Leitplanke. Bei beiden Unfällen wurde niemand verletzt. Auf der Autobahn 4 im Kölner Osten an der Verbindung zur Autobahn 3 fuhren sich Laster im Schnee fest.
Sperrung bringt LKW-Verkehr zum Erliegen
Die Polizeidienststellen in NRW berichteten, dass die umfangreiche Sperrung den Lkw-Verkehr in dem bevölkerungsreichsten Bundesland nahezu zum Erliegen gebracht habe. Die meisten Fahrer hätten für die Nacht Rastplätze angesteuert und harrten nun der Dinge. Nur äußerst selten hätten Kraftfahrer versucht, über Landstraßen weiterzukommen.
Stark betroffen ist die Lufthansa, die in Frankfurt ihr wichtigstes Drehkreuz hat. Sie weitete den am Samstag eingesetzten Sonderflugplan mit erheblichen Streichungen von innerdeutschen und europäischen Flügen von und nach Frankfurt auf Montag aus. Seit Freitag fielen allein in Frankfurt weit über 1000 Flüge aus. Schnee und Eis sorgen seit Tagen in weiten Teilen Europas für chaotische Verkehrsverhältnisse.
Auch der Flugverkehr der beiden Berliner Flughäfen war erneut beeinträchtigt. Es gab in Tegel mehr als zehn Flugstreichungen, in Schönefeld verlief der Verkehr dagegen nahezu normal. Am Düsseldorfer Flughafen normalisierte sich die Lage. "Es ist hier recht entspannt", sagte eine Sprecherin am Morgen. Am Sonntag hatten wegen des winterlichen Wetters noch Dutzende Verbindungen gestrichen werden müssen. Nun sei Besserung in Sicht: "Nur einzelne Flüge, die gestern nicht reingekommen waren, werden ausfallen, weil jetzt die Rotation fehlt", sagte die Sprecherin.
Ramsauer will Nachtflugverbot lockern
Angesichts der zahlreichen gestrandeten Fluggäste plädiert Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) für eine Lockerung des Nachtflugverbots. In Situationen wie dem gegenwärtigen Schneechaos, wo viele Flugzeuge am Boden blieben, müsse ermöglicht werden, den Stau abzubauen. Um den Stau an den Flughäfen zu beseitigen, appellierte Ramsauer an die Bundesländer, „situationsbezogen Ausnahmegenehmigungen“ vom Nachflugverbot zu erteilen. „Gerade jetzt in der Weihnachtszeit müssen insbesondere gestrandete Reisende, die etwa zu ihren Familien unterwegs sind, schnellstmöglich an ihr Ziel gebracht werden“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
Eine flächendeckende Schneekettenpflicht für Lastwagen hält das Ministerium dagegen für „nicht praktikabel“. Schneeketten seien nur bei geschlossener Schneedecke sinnvoll, ansonsten seien Schäden an den Fahrbahnen zu befürchten. In den vergangenen Tagen waren immer wieder Lastwagen auf verschneiten oder vereisten Straßen nicht mehr weitergekommen. Politiker von SPD und Grünen forderten deshalb eine Schneekettenpflicht für Lkw. Ramsauer ist zwar gegen eine verpflichtende Regelung, rät den Lastwagenfahrern aber trotzdem zu Schneeketten. Sie seien „wenn möglich“ zu benutzen - etwa bei steilen Anstiegen, die trotz Winterbereifung und genügend Profiltiefe nicht zu bewältigen seien.
Auch eine verschärfte Winterreifenpflicht für Lastwagen lehnt Ramsauer ab. Ein Ministeriumssprecher verteidigte die derzeitige Regelung, wonach Winterreifen bei Lastwagen nur auf den Antriebsachsen vorgeschrieben sind. Die Reifen auf den übrigen Achsen hätten eine andere Beschaffenheit als die Sommerreifen für Autos. Durch ihren hohen Kautschuk-Anteil seien sie für den Ganzjahres- Einsatz geeignet.