Doch genau hier beginnen beim Exportweltmeister Deutschland die Probleme. Im Bereich der Studie, der sich mit der Offenheit einer Volkswirtschaft für technologische Neuerungen beschäftigt, schneidet Deutschland unterdurchschnittlich ab. Bei der Versorgung der Bevölkerung mit Breitband-Internet landet Deutschland nur auf Platz 42 des internationalen Vergleichs, bei Zugang zu schnellen Mobilfunk-Daten auf Platz 40.
„Zwar bessert sich die Versorgungsquote in den Bereichen“, heißt es beim Weltwirtschaftsforum. „Aber andere Länder sind da deutlich schneller.“ So stieg die Versorgungsrate mit Breitbandinternet im abgelaufenen Jahr um fünf Prozentpunkte. In anderen Ländern fiel dieser Schritt aber größer aus, sodass Deutschland in der Wertung weitere fünf Plätze verlor. Das Thema gilt freilich bei allen drei an einer möglichen Jamaika-Koalition beteiligten Parteien als prioritär. Bisher scheiterte der Ausbau an Zuständigkeitsstreitigkeiten innerhalb der abgewählten Bundesregierung – und der Weigerung der Deutschen Telekom, flächendeckend Glasfaserkabel zu verlegen.
Als weitere Baustellen der deutschen Volkswirtschaft identifizieren die Ökonomen in ihrer Studie, die auf der Auswertung vorhandener Daten sowie der Befragung von weltweit 14.500 Top-Managern beruht, die Höhe der Steuersätze und die Komplexität des Steuersystems sowie allgemeine Bürokratie – und das Bankensystem. Das wird in Deutschland als besonders instabil gewertet.
Weltweite Krise des Finanzsektors
Das wiederum hat die Bundesrepublik nach Ansicht der Autoren mit vielen Industrieländern gemein. „Zehn Jahre nach der weltweiten Finanzkrise besteht immer noch wenig Aussicht auf eine dauerhafte wirtschaftliche Erholung, denn Politiker und Entscheidungsträger versagen auf breiter Front, wenn es darum geht, Reformen für mehr Wettbewerbsfähigkeit und dringend benötigte Produktivitätssteigerungen einzuleiten“, heißt es in dem Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums.
Mit Rückgriff auf Daten des letzten Jahrzehnts identifiziert der Bericht drei besondere Problembereiche. Dazu gehören zum einen die Finanzsysteme: Sie haben sich immer noch nicht vom Schock von 2007 erholt, in manchen Teilen der Welt nimmt ihre Stabilität sogar weiter ab.
So schneidet der Rest Europas ab
Die Schweiz, Niederlande und Deutschland belegen auch dieses Jahr Rang 1, 4 und 5 des Index. Die einzige Änderung in den Top 5 betrifft die USA und Singapur, die den zweiten und dritten Platz tauschen. Großer Gewinner unter den Top 10 ist Hongkong, das drei Plätze nach oben auf Rang 6 steigt und Schweden (7), Großbritannien (8) und Japan (9) hinter sich lässt, die alle jeweils um einen Rang fallen. Finnland bleibt fest auf Rang 10, während Israel die größte Dynamik in den Top 20 an den Tag legt: Es klettert ganze acht Plätze auf Rang 16.
In Europa wird die zweitgrößte Volkswirtschaft, Frankreich, auf Platz 22 zurückgedrängt. Auch bei der Überwindung des Nord-Süd-Gefälles ist kaum Besserung in Sicht. Spanien (34), Italien (43) und Griechenland (87) bleiben fast unverändert. Einzig Portugal überrascht: Es verbessert sich um vier Plätze und liegt jetzt vor Italien auf Rang 42. Im Zehn-Jahres-Trend zeigt Europa teilweise Verbesserungen der Innovationskraft, aber auch besorgniserregende Verschlechterungen bei wichtigen Bildungsindikatoren.