WirtschaftsWoche-Entscheiderpanel Christian Lindner, Liebling der deutschen Führungskräfte

Letzter Ausweg Lindner? Quelle: imago images

Das letzte WirtschaftsWoche-Entscheiderpanel vor der Bundestagswahl offenbart eine tiefe Sehnsucht deutscher Führungskräfte nach politischen Alternativen. Die Kanzlerkandidaten und -kandidatin überzeugen nicht (mehr). Am ehesten ruhen die Hoffnungen noch auf FDP-Chef Christian Lindner.

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Königsmacher. Koalitionsbauer. Kanzlerauswähler. Man könnte sich Christian Lindner als glücklichen Wahlkämpfer vorstellen. Nach Lage der Dinge wird nach dem Wahlabend am 26. September fast keine Regierungskonstellation möglich sein, die nicht die Liberalen als Partner benötigt. Jamaika-, Ampel-, Deutschland-Koalition: Die FDP würde gebraucht. Und entsprechend umworben.

Glücklicher Lindner? Man könnte die Lage auch ganz anders betrachten. Nach dem Abbruch der Jamaika-Verhandlungen 2017 („Lieber nicht regieren als falsch regieren“) muss der Parteichef diesmal liefern. Noch einmal die eigenen Wähler mit Opposition zu enttäuschen, nach all dem Groko-Frust, nach einem Wahlkampf, der voll auf gestalten, verändern und reformieren ausgerichtet war – das könnte politischem Selbstmord gleichen. So gesehen stehen die Liberalen und ihr Chef ziemlich unter Druck, könnten nicht in Ruhe das beste programmatische Angebot möglicher Koalitionspartner abwarten, sondern müssten nehmen, was kommt.

Deutschlands Führungskräfte setzen jedenfalls auf eine Beteiligung der FDP. Sie wollen Christian Lindner an verantwortlicher Stelle in der kommenden Regierung sehen. Im letzten WirtschaftsWoche-Entscheiderpanel vor der Bundestagswahl rangiert der FDP-Chef vor der Kanzlerkandidatenkonkurrenz von Union und SPD ebenso wie vor der Kandidatin der Grünen. Erstmals. Für das repräsentative Stimmungsbild befragte das Meinungsforschungsinstitut Civey erneut 1500 Führungskräfte aus Wirtschaft und öffentlichem Dienst sowie Selbstständige mit mehr als zehn Mitarbeitern.

1. Niemand, 2. Lindner Das letzte WirtschaftsWoche-Entscheiderpanel vor der Bundestagswahl offenbart eine tiefe Sehnsucht deutscher Führungskräfte nach politischen Alternativen. Die Kanzlerkandidaten und -kandidatin überzeugen nicht (mehr). Am ehesten ruhen die Hoffnungen noch auf FDP-Chef Christian Lindner.
Angaben in Prozent; Frage: „Wen würden Sie bei einer Direktwahl zur Kanzlerin oder zum Kanzler wählen?“; Zielgruppe: Entscheider (volljährige Bundesbürger); Befragungszeiträume 2021: 20./21. April, 19. bis 21. Juli und 8. bis 12. September; * Zahlen gerundet; statistische Fehler: 4,2 bis 4,5 Prozent; Grafik: Gerd Weber; Quelle: Civey WiWo Entscheiderpanel


Lindner kommt unter diesen Wählern besser an als Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne), die nicht – oder nicht mehr – überzeugen können. Auffällig ist jedoch die hohe Zahl derer, die offenbar keine(r) der vier für sich einnehmen kann: 27 Prozent. Die Sehnsucht nach Alternativen erscheint groß.

Dass der Wahlkampf 2021 von besonderen Aufschwüngen, Abstürzen und abrupten Wendungen gezeichnet ist, belegt auch das Entscheiderpanel. Baerbock fiel nach ihrem Boom im Frühjahr in eine hartnäckige Image-Rezession. Laschet gewann nie die Markus-Söder-Fans. Und Scholz? Arbeitete sich langsam und beständig nach vorn – politischer Lieblings-CEO der Entscheider aber ist er bis heute nicht.

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