Es solle ein „guter Aufbruch für unser Land werden“, beschwor der neue Bundeskanzler Olaf Scholz am Mittwoch bei der Amtsübernahme von Angela Merkel im Kanzleramt.
Aufbruch?! Deutschlands Unternehmer und Führungskräfte setzen da ein deutliches Fragezeichen. Ein besonderer Zauber des Anfangs durchzieht das neueste WirtschaftsWoche-Entscheiderpanel jedenfalls nicht. Die repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey unter Selbstständigen mit mehr als zehn Mitarbeitern und leitenden Angestellten offenbart einige Distanz zur neuen Regierung. Eine knappe Mehrheit von doch immerhin 51 Prozent verbindet mit der Ampel keinen inhaltlichen Aufbruch. Gerade einmal 38 Prozent sehen das optimistischer.
In nur wenigen Wochen ist den jetzigen Koalitionären von SPD, FDP und Grünen die Leichtigkeit abhandengekommen. Auf fröhlich-beschwingte Selfies folgten zwar sehr diskrete und vertrauensvolle Verhandlungen, die aber wurden zügig vom Ernst der zurückkehrenden Pandemie überlagert. Mehrfach musste die Coronapolitik seitdem bereits nachjustiert werden.
Die Ampel hatte also schon die ersten Rendezvous mit der Wirklichkeit. Und auch dies schlägt sich im Entscheiderpanel nieder. Eine relative Mehrheit von 39 Prozent ist der Meinung, dass es die neue Koalition bei der Coronabekämpfung sogar schlechter machen werde als die große Koalition. Nur 25 Prozent hoffen auf Besserung.
Und langfristig? Wo erwarten Deutschlands Führungskräfte am meisten Impulse und politische Veränderung, wenn schon nicht gleich Fortschritt? Beim neuen Superministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, das in der Tat die wohl ehrgeizigste wie heikelste Agenda stemmen muss:
Repräsentative Onlinebefragung von rund 1000 privatwirtschaftlichen Entscheidern (Definition: selbstständige Unternehmer mit mindestens zehn Mitarbeitern sowie leitende Angestellte) pro Frage durch Civey zwischen dem 30. November bis 7. Dezember 2021; Fehlertoleranz: rund 5 Prozentpunkte;
Grafiken: Gerd Weber; Quelle: Civey

Von der allgemeinen Entscheiderskepsis verschont bleiben jedoch weder der frisch gewählte Kanzler noch sein Vize. Bei Scholz wie auch beim neuen Wirtschaftsminister Robert Habeck überwiegen negative Eindrücke. Bei vielen anderen neuen wie alten Ministerköpfe zeigt sich ein eher unentschiedenes Bild:
Nur eine echte Ausnahme gibt es: Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner kann sich über vergleichsweise positive persönliche Werte freuen. Aber Lindner mochten die Entscheider immer schon.