Wohnungsgipfel „Mieten einzufrieren ist der Versuch, Mieter ruhig zu stellen“

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„Wohnungsmangel besteht nur in den Städten“

Was ja durchaus aufgrund der regionalen Beschaffenheit Sinn ergeben kann, oder? 
Nun ja, um es mal so auszudrücken: Da müssen dann am Ende zum Beispiel irgendwelche Toiletten nicht 30 Zentimeter, sondern 40 Zentimeter von der Wand entfernt sein. Das ist natürlich absurd und sollte vereinheitlicht werden. 

Bauen, das betonen Sie, sei das Gebot der Stunde. Müsste statt einfach mehr nicht vielmehr schlauer gebaut werden, also zum Beispiel so, dass sich Wohnraum je nach Lebenssituation anpassen ließe?
Wohnungsmangel besteht ja nur in den Städten – das sind wahrscheinlich zwei, drei Prozent der Fläche in Deutschland. Wenn Sie aus den Ballungsräumen rausfahren, haben Sie eher ein anderes Problem: Leerstände in den Wohnungen. In den Städten jedenfalls haben wir nur zwei Möglichkeiten: verdichten, oder Stadterweiterung betreiben. Verdichten ist natürlich immer ökologisch wertvoller, weil man da nicht neues Land angreift. Damit beispielsweise Wohnraum auch da entstehen kann, wo sich schon Gewerbe angesiedelt hat, müssen aber endlich die Lärmvorschriften modernisiert werden…

…die eingeführt worden sind, um Menschen vor Krach zu schützen…
…ja, aber die Regeln stammen aus einer Zeit, als es noch Hochöfen in den Städten gab und sind bis heute unverändert. Antagonistisch ist, dass Straßenlärm privilegiert ist. Hätten wir die gleichen Vorgaben wie beim Straßenlärm für Gewerbe, hätten wir überhaupt keine Probleme für gemischte Siedlungen. Ein zweiter Punkt ist, seriell zu bauen. Es gibt Unternehmen, die könnten bis zu 700 Euro pro Quadratmeter weniger Kosten verursachen, weil sie immer wieder die gleichen Gebäude beziehungsweise Gebäudeteile bauen. Aber die dürfen das nicht.

Riskante Finanzierung, hohe Kosten und Konflikte mit Miteigentümern machen den Traum von den eigenen vier Wänden oft zum Albtraum. Wie Wohnungsbesitzer dem entgehen können.
von Martin Gerth, Niklas Hoyer, Christof Schürmann, Michael Scheppe

Warum nicht? 
Weil Beteiligte im Genehmigungsverfahren dann doch „Nein“ sagen und individuelle Änderungen wünschen, bevor eine Genehmigung erteilt wird – aus Angst um die Baukultur. Dabei hat modernes serielles Bauen eine gute Qualität und ist nicht zu vergleichen mit Plattenbauten aus den 60er oder 70er Jahren.

Herr Mattner, bei all Ihren Forderungen an die Politik: Was tun Sie als Immobilienwirtschaft, um die Lage auf den angespannten Mietmärkten zu verbessern? 
Viele Behörden, die Baugenehmigungen erteilen, verfügen nicht über ausreichend Personal, vor allem ausreichend qualifiziertes. Das sind dann Ingenieure und Architekten, aber ihnen fehlt die Kenntnis der Immobilienwirtschaft – und Genehmigungsprozesse dauern lange oder bleiben liegen. Daher sind wir bereit, bei Großprojekten höhere Gebühren zu zahlen, damit die entsprechende Kommune sich Spitzenleute leisten kann und Genehmigungsverfahren schneller zu bewältigen sind.

Sie könnten unter Verdacht geraten, sich die Baugenehmigungen erkaufen zu wollen. 
Das ist natürlich nicht so. Diese Leute stünden nicht auf unserer Lohnliste, sondern auf der der Kommune. Wenn sie über mehr Geld verfügen, könnten die Kommunen mit den Gehältern mithalten, die wir in unserer Branche den besten Leuten bezahlen. Und diese Spitzenleute würden dann Großprojekte begleiten. Aber damit eines klar ist: Es gibt keine Baugenehmigungen gegen Geld.

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