Die betriebliche Alterssicherung soll mit Hilfe von Steuergeldern wieder interessant werden. Dafür will das Bundesfinanzministerium möglicherweise einen jährlichen Zuschuss von 154 Euro zahlen, so wie bei der Riesterrente. Entsprechende Angaben machte Finanzstaatssekretär Michael Meister in einem Interview mit der Zeitung „Rheinische Post“. Allerdings soll der Bonus nur für Geringverdiener gelten, als Obergrenze ist ein jährliches Einkommen von 18.000 Euro im Gespräch. Ob dies den Durchbruch bringt, um die schwächelnde betriebliche Altersversorgung in Fahrt zu bekommen und einer möglichen Altersarmut entgegenzuwirken, darf indes bezweifelt werden.
Altersvorsorge: So viel Rente darf der Standardrentner erwarten
Die Prognosen beziehen sich auf den sogenannten Standardrentner, der 45 Jahre Beiträge gezahlt und immer das Durchschnittseinkommen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten verdient hat. Die angegebene Bruttostandardrente versteht sich vor Steuern. Das Sicherungsniveau vor Steuern gibt das Verhältnis der Renten im Vergleich zum Durchschnittseinkommen der beitragszahlenden Beschäftigten abzüglich der durchschnittlichen Sozialversicherungsbeiträge an.
Quelle: Rentenversicherungsbericht 2015, Deutsche Rentenversicherung Bund, Stand: November 2015
Beitragssatz zur GRV: 19,9 %
Bruttostandardrente: 1224 Euro monatlich
Sicherungsniveau vor Steuern: 51,6 %
Beitragssatz zur GRV: 18,7 %
Bruttostandardrente: 1372 Euro monatlich
Sicherungsniveau vor Steuern: 47,7 %
Beitragssatz zur GRV: 18,7 %
Bruttostandardrente: 1517 Euro monatlich
Sicherungsniveau vor Steuern: 47,6 %
Beitragssatz zur GRV: 20,4 %
Bruttostandardrente: 1680 Euro monatlich
Sicherungsniveau vor Steuern: 46,0 %
Beitragssatz zur GRV: 21,5 %
Bruttostandardrente: 1824 Euro monatlich
Sicherungsniveau vor Steuern: 44,6 %
Für eine begrenzte Wirkung spricht zum einen, dass sich die Förderung an der Riesterrente orientieren soll, die ebenfalls kein Knaller ist. 154 Euro jährlicher Zuschuss bedeuten knappe 13 Euro pro Monat, was später vielleicht für zwei bis drei warme Mahlzeiten reicht, pro Monat wohlgemerkt. Zum anderen halten sich die Unternehmen mit ihrem Angebot an betrieblichen Altersrenten zurück, da sie hier bereits hohe Bilanzrisiken eingegangen sind, die angesichts der extremen Niedrigzinsen immer höhere Rückstellungen erfordern. Beobachter sprechen von einer tickenden „Pensionsbombe“ in den Bilanzen. Dabei sollte die Betriebsrente einst als dritte Säule der Alterssicherung neben der gesetzlichen Rente und der privaten Vorsorge für einen gesicherten Lebensabend sorgen. Doch von allen drei Elementen ist die betriebliche Altersvorsorge am kümmerlichsten geblieben. Und gerade in den unteren Lohngruppen ist der Erfolg mau.
Doch es geht bei der Förderung der betrieblichen Altersvorsorge vor allem um Parteipolitik. Im Kampf mit Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), die das Renten-Thema zum nächsten Wahlkampfschlager machen will, lenkt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) beizeiten ein. Und wer Schäuble kennt, der weiß, dass er höchst ungern Geld herausrückt. Eine Totalblockade wäre jedoch bei diesem Thema von vornherein zum Scheitern verurteilt, so dass der Vorstoß von Schäubles Staatssekretär Meister strategisch eine Flucht nach vorn bedeutet, um (budgetär) Schlimmeres zu verhindern.