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A400M-Absturz Spanien stoppt Testflüge mit dem Airbus-Flieger

Nach dem Absturz eines Militärtransporters A400M hat Spanien die Testflüge mit Maschinen dieses Typs vorerst gestoppt. Bei dem Absturz wurden vier Menschen getötet.

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Ein A400M Transportflugzeug der Luftwaffe im Landeanflug. Quelle: dpa

Spanien hat ein vorübergehendes Flugverbot für die Airbus-Militärtransporter des Typs A400M verhängt, die sich derzeit in der Produktion befinden. Die Maschinen müssten am Boden bleiben, bis die Ursache für den Absturz eines A400M bei Sevilla geklärt sei, sagte Verteidigungsminister Pedro Morenes am Dienstag. "Es ergibt keinen Sinn, dass wir Flugzeuge fliegen lassen, die derzeit in der Produktionsphase stecken und getestet werden, solange wir nicht wissen, was wirklich geschehen ist", erklärte er.

Die firmeneigene Testflotte von Airbus sei dagegen von dem Verbot nicht betroffen, sagte ein Sprecher der Rüstungssparte Airbus Defence & Space. Die drei A400M dürften weiter starten, auch der für Dienstag Nachmittag geplante Testflug von Toulouse nach Sevilla fand statt – ohne weitere Zwischenfälle.

Damit will Airbus der Vertrauenskrise entgegen wirken. Nach dem Absturz am Samstag, bei dem vier Menschen getötet worden, hatten Deutschland, Großbritannien, Malaysia und die Türkei bereits den Flugbetrieb mit dem A400M ausgesetzt.

"Ich werde persönlich als Testingenieur an Bord sein, wir glauben an das Flugzeug", sagte der Chef der Militärflugzeug-Sparte, Fernando Alonso, zuvor. Er war erst im Januar zum Spartenchef aufgestiegen, als sein Vorgänger nach einer neuerlichen Pannenserie bei Europas größtem Rüstungsprojekt zurücktreten musste.

Die Fortsetzung der Probeflüge ist auch für Airbus-Chef Tom Enders ein Signal nach außen. Airbus wolle seinen Luftwaffen-Kundendemonstrieren, dass das Unternehmen diesem Flugzeug voll vertraue und so entschlossen wie eh und je hinter dem Programm stehe, schrieb Enders in einem Brief an seine Mitarbeiter.

Airbus-Mitarbeiter sehen Triebwerkschäden als Ursache

Aufklärung über das Unglück soll die Auswertung der beiden am Sonntag gefundenen Flugschreiber bringen. Erste Berichte deuten jedoch darauf hin, dass Triebwerkschäden den Absturz des Militärtransporters verursacht haben könnten.

Technische Daten zum A400M

Einer der beiden überlebenden Airbus-Mitarbeiter habe den spanischen Behörden davon berichtet. Das wurde nach Informationen des Nachrichtenportals „Spiegel online“ am Sonntag am Rande eines Treffens der Verteidigungsminister Frankreichs, Deutschlands und Spaniens bekannt.

Mit Kosten von 20 Milliarden Euro ist der A400M das größte europäische Rüstungsprojekt. Bisher hat Airbus zwölf von 174 verkauften Maschinen ausgeliefert. Probleme bei der Entwicklung der Triebwerke trugen zu den massiven Kostensteigerungen bei und verzögerten das Programm.

Für die Entwicklung des Transporters hatten sich Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Belgien, die Türkei und Luxemburg zusammengetan. Die Bundeswehr erhielt ihren ersten A400M kurz vor Weihnachten mit vier Jahren Verspätung. Malaysia ist der einzige Exportkunde.

Absturz dürfte Exportchancen schmälern

Die erste A400M geht in Dienst
Im Cockpit des A400M. Zu einer offiziellen Feier der Übergabe der ersten neuen Frachtmaschine wird das französische Verteidigungsministerium zu einem späteren Zeitpunkt laden. Die offizielle Übergabefeier soll nach der Sommerpause am Standort der Endmontagelinie im spanischen Sevilla stattfinden. Die A400M gilt als eines der wichtigsten Rüstungsprojekte Europas. Um die Finanzierung hatte es allerdings lange heftigen Streit gegeben. Missmanagement und technische Probleme führten zu der jahrelangen Verspätung und zu Milliarden-Mehrkosten. Der europäische EADS-Konzern (künftig: Airbus), der von Frankreich und Deutschland dominiert wird, drohte zwischenzeitlich sogar mit einer Einstellung des Programms, an dem europaweit rund 40 000 Arbeitsplätze hängen. Damit sollte Druck auf die Käuferstaaten ausgeübt werden, mehr Geld lockerzumachen. Die Bundeswehr bezifferte die Projektkosten für die 40 eigenen Maschinen zuletzt auf 25 Milliarden Euro. Quelle: Französisches Verteidigungsministerium
Auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget vor einigen Wochen war ein A400M ausgestellt worden und auch zu Präsentationszwecken in die Luft gegangen. Hier ein Blick in das Innere der Maschine. Die erste an Frankreich gelieferte A400M wird nach Angaben von Airbus Military vor ihrer Eingliederung in die Transportflotte der französischen Luftwaffe zunächst für die weitere Ausbildung der Besatzungen eingesetzt. Die deutschen Maschinen sollen in Zukunft beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf bei Hannover stationiert werden. Unter anderem der Mittelrumpf des Transportfliegers wird bei Airbus in Bremen gebaut. Quelle: Französisches Verteidigungsministerium
Zu diversen Anlässen waren die Testmaschinen in den vergangenen Monaten bereits zu Showflügen gestartet. Hier wird eine A400M von einer französischen Kampfflugzeugstaffel begleitet. Quelle: Französisches Verteidigungsministerium
Nicht nur für reine Frachtflüge kann die Maschine eingesetzt werden, auch zum Absetzen von Fallschirmspringern ist sie geeignet. Bis zu 116 voll ausgerüstete Springer können an Bord gehen. Quelle: Französisches Verteidigungsministerium
Die französischen A400M werden am Standort Orléans-Bricy stationiert sein. Die technische Daten des Flugzeugs: Reisegeschwindigkeit: 780 km/h; Spannweite: 42 m; Länge: 45 m. Quelle: Französisches Verteidigungsministerium
Die Verzögerung in Produktion und Zulassung waren so immens, dass das französische Beschaffungsbüro der Streitkräfte von einem „schmerzvollen Prozess“ spricht. In Deutschland ... Quelle: EADS
... steht die offizielle Zulassung noch aus. Die Bundeswehr soll trotz der Probleme bei der Zulassung des Militär-Airbus A400M im Herbst nächsten Jahres ihre erste neue Maschine bekommen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums soll das Flugzeug im November 2014 ausgeliefert werden. Insgesamt ist die Anschaffung von bis zu 60 neuen Militärtransportern geplant. Der A400M soll bei der Luftwaffe das in die Jahre gekommene Transportflugzeug Transall ablösen. Ursprünglich hatte das erste Flugzeug 2009 in Dienst gestellt werden. Das Bild zeigt eine A400M bei einer Flugvorführung in Le Bourget nahe Paris. Quelle: AP

Der Absturz der Maschine schürt bei Analysten Sorgen mit Blick auf die Auslieferung und die langfristigen Ausfuhrchancen des Flugzeuges. "Airbus kann sich schlecht weitere Verzögerungen leisten", erklärte die Hamburger Privatbank Berenberg. Auf längere Sicht werde der Absturz fast sicher die Exportaussichten des Flugzeugs schmälern - und damit die einzige Möglichkeit, wie das Programm dem Hersteller Airbus je Profit bescheren kann.
Die Auswirkungen des Unglücks auf die Lieferplanung für die Bundeswehr lassen sich laut Verteidigungsministerium noch nicht abschätzen. Kürzlich hatte Airbus der Luftwaffe zwei bis vier weitere Maschinen für 2015 zugesagt.

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